Lernen und Zusammenleben. Dr. Uwe Wiest


Finanz, Geld, Geiz

Linksammlung zum Thema FINANZ

Finanz und Psychologie

Eine Seite über Psychologie und Kommunikation kommt nicht am Geld vorbei. Geld allein macht nicht glücklich, aber beruhigt, sagt der Volksmund. Das stimmt nicht in jedem Fall. Wer besitzt, macht sich Sorgen, dass sein Vermögen wegschmilzt oder dass sie oder er es nicht geschickt genug vermehrt. Wer keins hat, kann sich eine Verschlechterung der finanziellen Lage nicht leisten und weiß nicht, wie es weitergehen soll. In jedem Fall ist Geld durchaus ein Grund, um nicht in den Schlaf zu kommen. Dabei entgeht unserem Bewusstsein oft, dass es mittellose glückliche Leute gibt: Extrembeispiel: buddhistische Bettelmönche. Dazu gehört allerdings ein soziales Umfeld, in dem eine solche Haltung Achtung findet.

Psychologie ist nicht frei vom Blick auf die Wirtschaft zu betrachten. Börse ist Psychologie. „Dies und das verschlechtert die Stimmung auf den Märkten.“

Zur Zeit geht es besonders um Angst. Staatsverschuldung mit drohenden Kürzungen, Inflation, Steuererhöhungen. Rezession. Flucht ins Gold und wieder zurück. Da tut ein wenig Aufklärung gut.

Bei der Finanzkrise geht es vor allem darum, das Geld und die Renditen zu sichern. „Die Banken brauchen neues Kapital!“ Mittelstandsfirmen und Arbeitnehmer müssen ihr Einkommen penibel versteuern. Die ganz Großen und vor allem die Besitzer riesigen toten Kapitals finden ihre Schlupflöcher. Das Rezept bei staatlichen Finanzkrisen ist immer: Renten kürzen und Rentenalter heraufsetzen (Angeblich ist es ja die demografische Entwicklung, die uns fertig macht und nicht die Spekulation), Steuern, besonders Verbrauchssteuern, erhöhen, Beamte schlechter bezahlen oder gar rausschmeißen.

Wenn ein Unternehmen in die Insolvenz gerät, heißt es: wenn ihr Arbeitnehmer Pech habt, seid ihr arbeitslos. Wenn ihr Glück habt, gibt es eine Lohnkürzung.

Gern auch bei Krankenhäusern in finanziellen Schwierigkeiten. Pfleger können gut tragen. Warum nicht auch das Risiko? Das gilt selten für Chefärzte und Geschäftsführer.

Reichensteuer? So etwas kommt nicht, weil wir ein Werteproblem haben. Wir gönnen bestimmten Branchenvertretern Gehälter und Einkommen, die es möglich machen, sich ein Schloss vom Kleingeld zu kaufen, qualifizierte Erzieherinnen, Logopädinnen und Altenpflegerinnen können von ihrem Lohn nicht leben. Der Mensch am Edelschreibtisch der Banken-Chefetagen, der Geld verwaltet, verdient sich dumm und dämlich, der geschickte Tischler oder der qualifizierte Koch verdient so wenig, dass er zusätzliche Staatsknete benötigt. Talkmaster und Fußballer sahnen ab wie verrückt, zum Teil mit öffentlichen Geldern. Wollen wir das so, wollen wir so eine Gesellschaft?

Gern lässt sich jeder von Künstlern unterhalten, seine Kinder erziehen, sich vor Kriminellen beschützen. Alles Staatsdiener. Aber bezahlen dafür? Bitte nicht so gern. Solche Berufe kann man doch mit „der Wirtschaft“ nicht vergleichen.

„Zu viele Beamte, zu hohe Gehälter, aufgeblähter öffentlicher Dienst“ - „Wir brauchen mehr Lehrkräfte für kleine Klassen, mehr Erziehungspersonal in den Kitas, mehr Polizei zu unserem Schutz, mehr Richter, damit die Bösen gleich eins auf den Deckel bekommen, mehr Hochschullehrer ....“ Ja, wie denn beides, Stammtisch-Politiker!

Und keine Partei greift das als Thema grundsätzlich auf. Die wahlberechtigten Bürger werden stattdessen mit kosmetischen Vorschlägen und tumben Nebenthemen beschäftigt.

Geiz

Immer mal wieder begegne ich Menschen, die ihr Geld zusammenhalten – besser gesagt: zusammenkratzen, und das sind überwiegend vermögende Leute. Sie nehmen gern Geschenke und Großzügigkeit entgegen und »sparen« auf der anderen Seite an Freunden, Kollegen, Verwandten, Partnern, sogar an sich selber, wo sie können. Sie rechnen sich geschickt aus, dass sie im privaten Umgang mehr einnehmen als ausgeben. Als wären die anderen blöd, aber es ist ihnen völlig egal, ob das bemerkt wird oder nicht.

Persönliche Wertschätzung zählt nicht, wenn es ein paar Münzen einzusammeln und zu behalten gilt. Wertschätzung geht ausschließlich dem Besitz-, dem Kontostand. Das ist der Gott, dem alles andere sich unterordnet, auch und gerade die Beziehungen im engsten mitmenschlichen Umfeld.

Das ist Geiz.

Nach meiner Beobachtung nimmt der Geiz mit fortschreitendem Alter zu. Ausgenommen sind oft die eigenen Kinder. Man verzichtet immer mehr auf das eigene Wohlergehen, man kränkt andere durch Knickerigkeit, aber den Kindern will man ordentlich etwas hinterlassen, und man ärgert sich über die Erbschaftssteuer, denn da will die Gemeinschaft aller Menschen dem Geizigen sein Vermögen stehlen, das für die eigene Brut vorgesehen ist. Nun ja, das sind unsere Horden-Gene. Tragisch ist dann in manchen Fällen, dass die Kinder den Geiz so gut gelernt haben, dass die Geizigen selber Opfer werden.

Geiz ist auch die Unfähigkeit, zwischen Geschäftstüchtigkeit und produktivem Umgang mit Geld und Vermögen – und dem Verhalten in freundschaftlichen Beziehungen zu unterscheiden.

Der Leidensdruck geiziger Menschen wegen ihres Verhaltens geht gegen Null. Zumal sie damit rechnen, dass ihr Verhalten aus Höflichkeit nicht benannt und bewertet wird.

Daher: Ansprechen, thematisieren, Ärger zum Ausdruck bringen, wenn das ohne Wirkung bleibt: den Kontakt abbrechen oder auf das Nötigste reduzieren.

Aber Vorsicht, Geizhälse drehen den Spieß gern geschickt und empört herum, und du giltst als derjenige, der sich daneben benimmt.

Der abgewandelte Spruch eines Elektromarktes könnte auch heißen: Geiz statt geil.