Gelegentlich
ist es sinnvoll und interessant, sich darauf zu besinnen: was bin ich
für ein Mensch, wie nehme ich mich selber wahr, wie möchte ich gern
sein, wie sehen mich andere Personen, die in meiner Umgebung oder
Fremde.
Bin
ich damit, wie ich bin, zufrieden? Möchte ich mich in dem einen oder
anderen Punkt ändern? Kann ich das,? was fällt mir schwer? Was hindert
mich daran, mich zu ändern?
Magst
du dich?
Wichtig ist, dass
du ein positives Grundgefühl hast, wenn du dich im Spiegel betrachtest.
Magst du dich anlächeln? Ich halte es dagegen nicht für ein Ideal, mit
sich
hundertprozentig zufrieden zu sein. Selbstzweifel sind der Motor für
Verbesserung und Lernen. Eine gewisse Selbstkritik verhindert auch
Enttäuschungen.
Quälende Selbstzweifel, ständiges bohrendes Vergegenwärtigen,
was man alles falsch gemacht hat, was an einem nicht schön ist, was
man alles nicht gut kann, machen dich dagegen fertig.
Du kannst Änderungen an deinem Äußeren, an deinem Verhalten, an
deinen Meinungen vornehmen, kleine übersichtliche Änderungen.
Du kannst dir aber auch sagen: o.k ich finde manches an mir gut,
ich kenne meine Stärken und Schwächen, das nehme ich so hin. Bei
anderen Menschen ist das sicher auch nicht anders. Ich möchte mich
nicht über Gebühr mit mir selbst beschäftigen.
Wirst du gemocht?
Das hängt natürlich mit der ersten Frage zusammen. Muss es aber
nicht.
Erst einmal: man kann nicht von allen gemocht werden. Wer das zu
erreichen versucht, hechelt immer hinter anderen Menschen her, dabei
ist in manchen Situationen sogar wichtig, etwas zu tun oder eine
Haltung einzunehmen, die andere nicht mögen.
Aber es gibt so Dinge, mit denen man immer wieder bei anderen
aneckt. Unfreundlichkeit, Besserwisserei, langweiliges Dauerreden,
Geiz, ja, da gibt es viele Beispiele.
Oder: ungepflegtes Auftreten. Stinken. Mundgeruch. Zu dicht an
Leute herangehen, andere betatschen. Viel zu laut reden. Ständig
jammern, von seinen körperlichen Symptomen berichten oder von
Katastrophen.
Ja, es gibt so viele Möglichkeiten, anderen auf die Nerven zu
gehen.
Ständige Unpünktlichkeit, sich nicht an Absprachen halten.
Herumprahlen. Du kannst alles besser, du machst alles richtig, du
hast die richtige Meinung.
Beobachte dich selber, ändere dies und das ab und genieße deinen
zunehmenden Erfolg bei anderen Menschen.
Ach ja: Mauerblümchen. Übersieht man dich gern? Du ärgerst
niemanden, du begeisterst niemanden, du bist einfach nicht da. Eine
graue Maus. Wenn jemand dich beschreiben wollte, da gibt es einfach
kein besonderes Merkmal. kannst du meisterhaft deine Talente
verstecken? Gehst du Leuten aus dem Weg und ärgerst dich, dass du
keine Freunde hast?
Entwickle mal ein Profil. Arbeite an deinem Äußeren. Erzähle
von dir. Suche Gemeinsamkeiten. Nimm Anteil, interessiere dich für
andere.
Wie siehst du dich, wie sehen dich andere?
m
Theater oder Film verkörpern die Schauspieler bestimmte Rollen. Bei
guten Stücken können diese Rollen durchaus differenziert sein.
Im
Alltag stelle ich auch so eine Rolle dar, ich sehe mich in einer ganz
bestimmten Weise, und ich könnte für mich sogar ein Drehbuch schreiben.
Das ist eine interessante Vorstellung: sich selber zu spielen.
Dazu
passend gibt es das Fremdbild, wie andere Menschen mich sehen. Das
Fremdbild ist oft sogar präziser als das Selbstbild, es zu erforschen,
birgt manchmal Überraschungen.
Bei
den Disney-Figuren gibt es klare Rollenkonzepte: den Glückspilz Gustav
Gans, den reichen Geizkragen Dagobert Duck, den sich selbst
überschätzenden sympathischen Verlierer Donald Duck, die altklugen
Neffen Tick, Trick und Track, die Panzerknacker, die immer am Ende die
Dummen sind, aber immer weiter an ihre Erfolgsaussichten glauben, der
große böse Wolf, gefährlich, aber ziemlich erfolglos, muss sich von
seinem moralisch-guten Sohn retten lassen. Daniel Düsentrieb, der
kreativ ist aber trotzdem nie so recht erfolgreich ist.
Beschreiben
Sie Ihr Selbst- und Ihr Fremdbild in einem Satz, möglichst anschaulich.
Beispiele:
Selbstbild
„Ich bin ein munterer Mensch, der gern
andere unterhält. Ich weiß sehr viel, meistens mehr als andere, und das
zeige ich auch."
Fremdbild
bei jemandem, der es gern ruhig hat und leicht schon mal unsicher wird,
aber auch mal was sagen möchte:
„Er ist aufdringlich, lässt niemanden zu
Worte kommen, weiß alles besser."
Selbstbild:
„Ich bin sehr genau, und ich sage anderen
immer die Wahrheit und was ich denke und von anderen halte, auch wenn
das nicht immer angenehm ist.“
Fremdbild
bei jemandem, die oder der eine freundliche lockere ermutigende
menschliche Umgebung schätzt:
„Er ist mit nichts zufrieden was man tut
und benimmt sich unhöflich und ohne Rücksicht auf die Gefühle anderer.“
Selbstbild:
„Ich bin ein gebildeter Mensch und hasse
oberflächliche Gespräche. Ich liebe den intellektuellen Tiefgang.“
Mögliches
Fremdbild: „Muss sich immer wichtig machen. Man fühlt sich in seiner
Gegenwart ungemütlich, wie bei einer Prüfung, wo es auf jedes Wort
ankommt.“
Die
Beispiele zeigen, dass Merkmale, die man an sich selber schätzt, bei
anderen negativ gesehen werden können.
Bist du ausgeglichen?
Bist du ein Zappelphilipp oder eine Schlaftablette? Ich hoffe,
irgendetwas dazwischen.
Etwas Schönes ist die innere Ruhe. Wenn du gern auch mal allein
bist und dabei nicht unruhig wirst oder negative Gedanken und Gefühle
dich quälen.
Manche Leute sind von Natur aus ruhig und das macht sie stark.
Nicht zu verwechseln mit Trägheit, Müdigkeit, Desinteresse.
Menschen, die immer auf dem Sprung sind, haben davon natürlich
auch Vorteile. Sie sind neugierig und aktiv, sie ärgern sich leicht,
sind leicht traurig, aber haben auch die andere Seite: Fröhlichkeit,
sie genießen gute Stunden, reißen andere mit guter Laune mit.
Wer zu unruhig ist, wen Ängste, Selbstzweifel quälen, wer
unsicher ist, sollte es mal mit Entspannungsverfahren versuchen.
Umgekehrt: wer ein wenig stumpf und ohne rechte Initiative ist,
sollte sich Ziele setzen, sich einen Plan machen, und das
durchziehen.
Wirst du geliebt?
Es ist wunderbar, von jemandem geliebt zu werden. Von einer
attraktiven Person, die an dir nur Gutes, Begeisterndes sieht. Die
nichts anderes will als dich.
Das ist toll, das erlebt nicht jeder, und das muss in dieser
Ausschließlichkeit auch nicht sein. Wenn du zu stark und heftig
geliebt wirst, kann das auf die Dauer eine einengende Falle sein, und
wehe wenn du diese Liebe nicht mehr so recht erwidern kannst. Ein
Thema für Dramen und Opern.
Etwas Distanz zur rechten Zeit kann da nicht schaden.
Die andere Seite: wenn du nicht geliebt wirst. Oder nicht mehr
geliebt wirst. Kann dir ja egal sein, die Hauptsache, niemand stört
deine Kreise. Kommst du damit wirklich klar? Merkst du überhaupt, ob
du geliebt wirst? Weißt du überhaupt, wie du es anstellen kannst,
dass du geliebt wirst?
Es ist schon komisch. Manche kommen gut mit wenig Liebe aus,
andere verzehren sich geradezu danach, geliebt zu werden. Vielleicht
ganz besonders von einer bestimmten Person.
Liebst du?
Manche sind verrückt nach jemandem, andere empfinden eine milde
Zuneigung, in beiden Fällen sind es starke Gefühle. Im Laufe der
Zeit nimmst du solche Gefühle nicht mehr wahr und musst dir
vielleicht erst einmal darüber klar werden, ob du sie noch hast.
Partner können zum Inventar deines Lebens werden
und damit emotional
immer weniger bedeutsam. Das nimmt dir und ihr-ihm ein Stück
Lebensqualität. Liebe nimmt zu, wenn man sie zeigt. Woran erkennt
sie-er, dass du liebst?
Das gilt für Partner, und für deine Kinder, oder die Eltern ….
Kümmerst du dich?
Es gibt ein zu viel und ein zu wenig des Kümmerns. Gut ist, wenn
du aufmerksam bist und siehst, wenn jemand deine Unterstützung
benötigt. Nicht so gut ist, wenn du automatisch danach Ausschau
hältst, ob du jemandem etwas abnehmen kannst, und das automatisch
das dann auch tust. Die alte Frau über die Straße bringen, die das
gar nicht will.
Dann gibt es die Egoisten, die ein Talent haben, andere für sich
funktionieren zu lassen, und von denen nie eine Gegenleistung kommt.
Oder solche, die für jede Hilfe eine Rechnung schreiben.
Das Kümmern ist schon eine Kunst. Zum Kümmern gehört auch
Verlässlichkeit. Wichtig ist aber auch, sich nicht ausnutzen zu
lassen. Wenn deine Hilfe zur Selbstverständlichkeit wird, die keine
Beachtung findet oder gar mit Kritik überhäuft wird, ist der
Zeitpunkt für einen Kurswechsel gekommen.
Pflegst du dich?
Manche Menschen gehen mit sich nicht achtsam um. Oberflächlich
gesehen sind sie unsensibel und faul. Sie mögen nicht duschen,
keinerlei körperliche Bewegung ausüben, Tag und Nacht denselben
Jogging-Anzug tragen, zu viel und minderwertig essen, rauchen,
Alkohol trinken, wahllos …
In den meisten Fällen ist die mangelnde Selbstpflege eine Form
der Selbst-Missachtung.
Mache mal die Erfahrung, wenn du dicht ordentlich anziehst, und
„wie aus dem Ei gepellt“ herumläufst, was du für ein Echo
deiner Mitmenschen bekommst. Vor allem aber: das Äußere wirkt auf
das Innere. Wenn du äußerlich aufgeräumt bist, wird das auch dein
Inneres.
Du kannst sauber sein, gepflegt sein, geschmackvoll, kreativ
wirken, Stil haben. Wenn dein Äußeres stimmt, gewinnst du in
Sekundenbruchteilen, wofür du sonst vielleicht monatelang werben
müsstest.
Aber es geht nicht nur um Äußeres. Gehe mit dir konstruktiv um.
Pflege – deine Talente. Deine Freundlichkeit. Dein sicheres
Auftreten. Sei angenehm, aber auch ein Person, die ausstrahlt: Ihr
sollt mich respektieren, so wie ich mich selber respektiere.
Respekt bekommt man nicht durch Aggressivität, Geschrei,
testosteronhaftes Auftreten.
Geschlechter-abhängig? Ich habe kleine zarte Lehrerinnen erlebt,
die von Kollegen und Kolleginnen um Hilfe gebeten wurden, wenn es
darum ging, Brecher von ungebildeten Muskelmännern mit unverschämtem
Auftreten zur Raison zu bringen.
Beobachte Menschen, die mit natürlicher Autorität eine Situation
beherrschen. Du lernst oft mehr durch Beobachtung als durch Reden
Zuhören.
Ausbildung, Beruf, Standort, Bindung, das
Richtige?
Würdest du, wenn du die Wahl hättest, noch einmal diese
Ausbildung, diesen Beruf wählen?
Die Berufstätigkeit besteht aus verschiedenen Facetten, dem
Beruf, dem speziellen Arbeitsplatz, der Anpassung der eigenen
Fähigkeiten an eben diesen Arbeitsplatz. Gibt es dort die Chance
einer Weiterentwicklung? Oder bist du da zufrieden und könntest das
jahrelang weitermachen?
Bist du ein Mensch, der gern allein arbeitet oder lieber im Team?
Was für Vorgesetzte, Kollegen, Mitarbeiter sind für dich
förderlich, egal, eher hinderlich?
Kannst du dich erinnern, was du eigentlich mal werden wolltest?
Stimmen deine Träume mit dem Erreichten überein? Fühlst du dich
unter- oder überfordert? Wie groß ist deine Lust den Arbeitsplatz
oder gar den Beruf zu wechseln? Manchmal scheitern Wechsel-Impulse
auch daran, dass man der Familie, den Kindern, den Wechsel nicht
zumuten möchte, dass du Wohneigentum erworben hast, nicht gern lange
Anfahrtswege in Kauf nehmen möchtest. Oder du selbst kannst du dich
am besten in einer stabilen und festen Umgebung und Bindung glücklich
fühlen und dich entfalten.
Manchmal ist es auch schwer, gewachsene Bindungen am Wohnort
aufzugeben.
Oder bist du eher ein Wanderbursche, der seine Umgebung und seinen
Arbeitsplatz schnell satt hat und immer mal wieder Neues braucht?
Vielleicht hast du die Erfahrung gemacht, dass es dir jedes Mal gut
getan hat, wenn du wechselst.
Geht das so weit, dass du dich deiner Beziehung immer mal wieder
überdrüssig wirst und du den Impuls einer neuen Partnerschaft
brauchst? Bist du schnell ungeduldig, fühlst du dich schnell
„angenagelt“?
Manchmal steht einem die Neigung zum Festhalten, manchmal der
schnelle Überdruss und der Fluchtreflex im Weg.
Einkommen angemessen?
Viel arbeiten, geringes Einkommen, gutes Gleichgewicht, perfekter
Einsatz deiner Fähigkeiten, du leistest Gutes für viel Geld mit
mäßiger Anstrengung.
Wenn du wenig verdienst, bist du zu gering ausgebildet, forderst
du zu wenig, bist du eventuell bereit, Firma und Ort zu wechseln, um
mehr zu verdienen?
Manchmal wählt man eine vergleichsweise geringe Bezahlung, weil
der Arbeitsplatz und der Beruf perfekt passt.
Ist deine Partnerin, dein Partner besser qualifiziert, solltest du
vielleicht kürzer treten, so dass das Familieneinkommen dann höher
ist?
Bist du gesund?
Die körperliche Konstitution, eine Anfälligkeit für
Erkrankungen, eine Behinderung, ein Leiden, engt deinen Spielraum
ein.
Es gibt auch paradoxe Entwicklungen. Jemand ist körperlich
angeschlagen und entwickelt jetzt erst recht Kräfte, zu einem
besseren Leben zu kommen.
Manche Menschen sind wegen ihrer gesundheitlichen Schäden
resigniert und traurig. Vielleicht hilft eine nahestehende Person,
eine Perspektive zu entwickeln – oder eine professionelle Beratung.
Manche Menschen sind auch deshalb körperlich nicht fit und
anfällig, weil sie einfach zu wenig für sich tun.
Wenn man eine Krankheit oder eine Behinderung bekommt, heißt das
unter Umständen auch, dass man Dinge, die man konnte, jetzt nicht
mehr kann. Was folgt daraus? Du hast sicher noch andere Talente, die
du bisher nicht gepflegt hast und die du jetzt in Angriff nehmen
kannst. Wenn es mit dem Sport nicht mehr will, vielleicht Musik? Ein
Instrument lernen? Singen?
Deine Träume – wurden sie wahr?
Du wolltest als kleiner Junge einen Lastwagen fahren. Dann hast du
Abitur gemacht, BWL studiert und hast einen sehr gut bezahlten
Verwaltungs-Posten in einer Firma.
Du bist damit sehr, sehr zufrieden. Schön.
Ich kenne einen Menschen, der fährt Lastwagen. Das macht ihn
glücklich. Er ist gern allein. Sitzt in seinem Führerhaus, hat
Kontakt, wenn er auflädt und entlädt und liegt die meiste Zeit auf
der Autobahn und der Landstraße. Die Bezahlung ist halt wie sie ist.
Aber er ist in seinem Element. Die meiste Zeit nervt ihn niemand.
Beruflicher Aufstieg kann dich also daran hindern, deinen Traum zu
verwirklichen.
Dann liest man von einem hochbezahlten Manager, der nach Tibet
geht und Bettelmönch wird und nur noch lächelt und entspannt ist.
Die ganze Belastung durch Reichtum und Macht liegt hinter ihm. Er
konnte außerdem viele glücklich machen, weil er alles verschenkt
hat und einen Posten frei gemacht hat.
Ich wollte Pastor werden und ich ärgere mich noch heute über
langweilige Predigten, die bei mir aber auch gar nichts auslösen.
Ich weiß noch heute, wie viele Fensterscheiben unsere Kirche hat.
Wenn du Lok-Führer werden wolltest, hast du vielleicht in deiner
tollen Villa eine Klasse Märklin-Bahn mit Landschaft, Hauptbahnhof
und Weichen.
Vielleicht wolltest du als Kind jemand werden, der aufrichtig und
fair ist. Und du hast das erreicht. Oder es ist dir wieder
eingefallen und du setzt das jetzt um. Viel Glück.
Hast du Mut?
In der Pubertät, vor allem wenn du ein Junge bist, musst du
zeigen, dass du dich etwas traust (Kästner: Das fliegende
Klassenzimmer). Gut, darum geht es hier weniger. Ich denke daran,
dass Leute aus ihrem Elend, ihrer Langeweile, ihrer Armut, ihrem
Suchtproblem, ihrer Abhängigkeit von jemandem oder anderen, oder
was es auch immer ist, nicht herauskommen, weil ihnen der Mumm fehlt.
Sie wagen nichts. Lieber Leiden und im Mist stecken.
Manche würden etwas in ihrem Leben besser machen, aber sie scheuen
sich. Um sie herum bauen sich Barrieren auf. Scheinbar unüberwindliche
Ängste, fehlendes Selbstvertrauen. Dabei kann man jeden Tag beobachten, wie sich talentlose Leute an alles
heranwagen. Zu beobachten im Fernsehen, bei YouTube, in den sozialen
Netzwerken, aber auch in der wirklichen Nachbarschaft. Und du
versteckst dich mit deinen Fähigkeiten und Sonnenseiten? Das ist sehr
schade.
"Sie kann nicht aus ihrer Haut". Das besagt: sie traut sich nicht, anders zu sein, anders zu handeln. Festgelegt für immer.
Arbeitslos? Warum nicht auswandern? Einen Laden aufmachen. Eine
Ausbildung anfangen. Nicht bedingungslos nach der Pfeife anderer tanzen.
Wenn du keinen Mut hast, kannst du sehr, sehr lange warten, dass
andere ihr Verhalten ändern und dich mehr schätzen und dir ein
tolles Leben servieren.
Nur, wenn du dich da wohlfühlst, wo du gerade bist, spricht auch
nichts dagegen, alles so zu lassen. Nur: kein Jammern mehr!
Bist du offen und herzlich?
Offenheit und Herzlichkeit kostet dich nichts und trägt reichlich
Früchte für dein Zusammenleben mit anderen. Muss ja aber nicht
sein. Sieh in den Spiegel. Übe ein knurriges Gesicht. Macht es Spaß,
andere abzubügeln, anzuquarken, auszuschimpfen, ihnen zeigen, dass
du nichts mit ihnen zu tun haben willst? Wie doof du die Leute
findest? Ja, vielleicht magst du es, wenn du „von den Menschen
enttäuscht“ bist.
Es gibt nicht wenige, die finden es wichtig, auf „Regeln“ zu
pochen. Wenn Kinder im Bus nicht vor Älteren aufstehen, kriegen sie
eine Backpfeife. Wenn das Essen zu Hause nicht schmeckt … Richtig
sexy solche Leute. Regeln sind wichtiger als Zuneigung.
Du lernst am besten, wenn du etwas probierst. Lächle mal Leute
an, mit denen du nicht besonders gut klarkommst. Mache mal ein
Kompliment, kann auch ruhig mal platt sein. Oder ein bisschen Small
Talk. Gib mal einen Fehler zu! Fehler zugeben, das ist eine
Wunderwaffe. Es gibt doch so viele Kleinigkeiten, die man zugeben
kann. Man verliert dadurch keine Achtung, im Gegenteil, die
Großzügigkeit kommt zurück!
Freue dich mal sichtbar mit jemandem. Lobe seine
Wohnzimmereinrichtung und den gepflegten Garten. Ohne zu sagen, was
„man“ anders machen sollte.
Umarmen soll man ja im Augenblick nicht (geschrieben während der Pandemie). Aber man kann auch mit
Blicken umarmen.
Natürlich sollst du dich nicht verbiegen. Es gibt immer mal
jemanden, auf die oder den man nicht freudig reagieren möchte. Aber
dann beschließe das ausdrücklich. Und frage dich noch mal, warum
eigentlich.
Bist du gern mit dir allein?
Bevor dieses miese Virus kam, gab es Feiern. Jubiläen, runde
Geburtstage, Hochzeiten – grüne, silberne, goldene. Da musste man
hin. Jetzt wieder.
Du hast dazu keine Lust? Du bist lieber allein, liest gern, guckst
Fernsehen, machst Spaziergänge? Du liebst es, wenn du dich nicht
unterhalten musst?
Prima, nimm dir die Freiheit, das ist in Ordnung. Wenn du eine
Feier-Einladung (80 Leute) bekommst, sage ab. „Wir können uns gern
mal unter vier Augen zum Frühstück treffen, aber von solchen Feiern
halte ich nichts.“
Horche in dich hinein, welche Veranstaltung dir Freude macht. Und
nur an der nimmst du teil. Das ist dein Recht!
Bist du gern mit vielen zusammen?
Es gibt Leute, die laufen zu großer Form auf, wenn sie in einer
Gruppe sind. Da entfaltet sich Unterhaltung, Witz, überschäumendes
Temperament. Allein zu Haus fällt alles in sich zusammen.
Bei manchen ist das so, für andere ist das unvorstellbar.
Wenn du so eine Seite hast, lebe sie aus und kultiviere sie. Nimm
wahr, was bei Leuten ankommt und was weniger. Werde ein kleiner König
von Mallorca, ärgere deine Mitmenschen nicht mit tumber
Aufdringlichkeit. nichts ist schlimmer als witzige Leute, die nicht
witzig sind. Oder Leute, die mit lauter Stimme herum protzen.
Um König von Mallorca zu werden, musst du die Reaktionen der
Leute auf dich wahrnehmen und herausfinden, womit du bei andern
ankommst. Dann kannst du richtig gut werden.
Hast du dich im Griff?
Du musst etwas beherrschen, was sonst mit dir durchgeht. Du hast
diese Problem gelöst. Du lässt dich nicht mehr reizen und
beherrschst deinen Jähzorn. Du betrinkst dich nicht mehr, wenn dir
etwas Schmerzhaftes widerfahren ist. Du kannst deine Emotionen
verbergen, auch wenn dich etwas getroffen hat. Es kann also eine
Stärke sein, die du mit dem Satz „ich habe mich im Griff“
ausdrückst.
Es kann auch sein, dass du damit sagst, dass du Durststrecken
durchhältst. Harte Zeiten mit viel Anstrengungen, um dann
langfristig zum Erfolg zu kommen. Du brauchst keine ständigen
Bestätigungen und Glücksgefühle, du hast Ausdauer und hältst
durch. „Belohnungsaufschub“ nennt man das.
Sich im Griff haben kann aber auch bedeuten, dass du deinen
Gefühlen und Empfindungssignalen nicht zuhörst und den Deckel drauf
hältst. Du meinst, du musst dir etwas Unangemessenes gefallen
lassen, etwa ein herablassendes, ungerechtes Verhalten deines
Vorgesetzten. Für dich bedeutet es etwas, zu leiden und das Leiden
zu ertragen.
Andere sehen das als ein maskenhaft-starres Auftreten. Er ist
immer beherrscht, wo andere ausrasten würden.
Empfehlung: Wer sich ständig im Griff hat, könnte den Griff mal
ein bisschen lockern. Wer sich nur von seinen Impulsen leiten und
sich gehen lässt, könnte sich ein bisschen mehr kontrollieren.
Bist du kompetent?
Genauer müsste es heißen: Hältst du dich für kompetent? Gut
ist eine realistische Selbsteinschätzung, eine gewisse Überschätzung
der eigenen Fähigkeiten, des Wissens und Könnens kann ein Antrieb
sein, mehr zu leisten und sich weiter zu entwickeln. Eine groteske
Selbstüberschätzung ist dagegen nervig und macht den Menschen blind
für Dinge, bei denen sie oder er noch heftig dazulernen müsste,
oder wo es einfach nicht reicht. Was kannst du gut, welche
Bereiche sind entwicklungsfähig, von wovon solltest du
lieber die Finger lassen?
Manchmal findet man es toll, sich auf einem Gebiet zu
vervollkommnen oder einen bestimmten Beruf auszuüben, aber man ist
objektiv gesehen gar nicht geeignet. Vorlieben, Interessen und
Fähigkeiten gehen zuweilen weit auseinander. Das macht dann die mittelmäßigen
oder gescheiterten Handwerker, Künstler, Psychotherapeuten aus.
Insofern sind Menschen besser dran, die während einer Ausbildung,
eines Studiums merken: ich kann das nicht gut, es macht mir keinen
Spaß, und ich möchte damit nicht mein ganzes Leben verbringen. In
den Biografien berühmter Leute hat es oft solche Weichenstellungen
gegeben.
Glücklicherweise leben wir in einer Zeit, in der man nicht mehr
unbedingt sein ganzes Leben in einer Sparte bleibt. Sich
Umentscheiden wird heute positiver gesehen und ist leichter als
früher.
Übrigens hat man festgestellt: Menschen mit wenig Kompetenz
neigen zur Überschätzung, Selbstzweifel findet man öfter bei
kompetenten Menschen. Das macht das Zusammenleben mit Leuten, die
gern lautstark Inkompetentes verbreiten, schwer.
Man stelle sich die Frage, wie man hinsichtlich seiner Fähigkeiten
zu einer Einschätzung kommt. Welche Verhaltens-Beispiele gibt es
dafür, dass du in einer Sache den Durchblick hast und etwas kannst?
Woraus begründest du dein Urteil?
Genießt du dein Leben?
Für jeden kann Lebensgenuss etwas anderes bedeuten. Die eine
möchte gern, dass immer etwas los, immer Abenteuer ist, andere sind
zufrieden, wenn sie in Ruhe gelassen werden. Ja, es gibt Menschen,
die fühlen sich in ihrem Alltag, ihrem Beruf wohl, und finden Urlaub
ein Gräuel. So gibt es ausgesprochene Nutznießer der
Pandemiebeschränkungen.
Dem steht der geselllschaftliche Zwang
gegenüber, was man tun muss, glauben muss, wichtig finden muss, um
ein angenehmes Leben zu führen.
Die einen wollen die Anerkennung von vielen und dann Zusammensein
im großen Haufen, andere fühlen sich mit ihren Partner oder
Freunden am wohlsten, in der „Vier-Augen-Situation“. Insofern
gibt es keinen richtigen Weg zum Lebensgenus, jede und jeder muss
herausfinden, welcher Lebensstil am meisten Glück bringt.
Die einen
wollen unbedingt Kinder und finden ohne ihr Leben leer, den anderen
sind Kinder ein Graus. Manchmal ändert sich das auch im Leben. Der
Milliardär, der sein Vermögen verschenkt und Bettelmönch wird. Na,
so extrem muss es nicht in jedem Fall sein.
Aber wir kommen zu einem wichtigen Punkt: dem Besitz und der damit
verbundenen Gier. Immer mehr haben wollen, andere materiell und
gesellschaftlich überholen wollen, und dabei noch „Geiz ist geil“
leben, das wird von vielen für erstrebenswert gehalten und führt
dann in der Bilanz zu keinem guten Lebensgefühl.
Natürlich will niemand bettelarm sein, für wenig schuften und
materielle Angst vor der Zukunft haben. Aber viele sind mit einem
bescheidenen Leben in einer stabilen und vertrauten Umwelt zufrieden.
Ziehst du in eine andere Stadt für ein bisschen beruflichen Aufstieg
und lässt alle Kontakte hinter dir? Um nachher von der guten alten
Zeit zu träumen?
Stürzt du dich in eine neue Partnerschaft, um der
alten später nachzuweinen. Oder ist es genau andersherum: bist du
unglücklich, weil du nicht weiterkommst, und deine Beziehung hohl
und langweilig geworden sind?
Also: es ist gut, sich ab und zu zu fragen, ob die augenblickliche
Lebenssituation noch genug Lebensgenuss abwirft.
Manchmal wird einem die Entscheidung auch abgekommen. Man wird
arbeitslos, geht in Rente, die Kinder gehen aus dem Hause, der
Partner verlässt einen oder stirbt. Eine Krankheit beginnt dich
einzuschränken.
Lebensgenuss ist eben nichts Stabiles. Man muss auch nicht in
jedem Augenblick toll glücklich sein. Kannst du es gut aushalten,
mal ein Weile das Leben nicht so recht zu genießen?
Bist du verlässlich?
Bist du ein krisenfester Partner für deine Umgebung: Familie,
Freunde, Geschäft? Oder bist du ein „Sonntags-Partner“, der sich
zurückzieht, wenn es unbequem und schwierig wird?
Für Verlässlichkeit wird man nicht pausenlos gelobt. Deine
Mitmenschen gewöhnen sich leicht daran, dass du lieferst. Sie sind
mit eigenen Problemen beschäftigt, und da ist es wunderbar, wenn du
Stabilität vermittelst. Du bist eine Lok, die, einmal eingestellt,
fährt und fährt und fährt. Wie das Kamel, das Wüstenschiff, das
die Sahara durchquert.
Verlässliche Menschen sind der Kitt in der menschlichen
Gesellschaft. Leute, die mal Hü und Hott sagen, immer etwas anderes
wollen, sprunghaft sind, die wirken vielleicht farbiger. Der Mensch,
auf den Verlass ist, wird aber auf die Dauer mehr geschätzt und
geliebt.
Ironischer Weise könnte man aber auch sagen, es gibt eine
negative Verlässlichkeit, in dem Sinne, dass die Mitmenschen immer
schon wissen, was kommt. Alle, die immer wieder rückfällig werden.
Alle die, die ihre Mitmenschen immer wieder enttäuschen.
Da ist es schon toll, wenn man zu denen gehört, die wie ein Fels
in der Brandung stehen und die Erwartung anderer klaglos erfüllen.
Und doch wieder Wasser in den Wein: verlässliche Menschen müssen
manchmal aufpassen, dass sie sich nicht ausnutzen lassen. Also: auch
verlässliche Menschen dürfen sich schon mal fragen: „Warum mache
ich das eigentlich?“ wenn andere alles andere als pflichtbewusst
und hilfreich und freundlich sind.
Bist du kreativ?
Das ist nicht die Frage nach der Kompetenz. Obwohl es natürlich
toll ist, wenn Kompetenz und Kreativität zusammenspielen.
Kreativität ist Einfallsreichtum. Verspieltheit. Es geht nicht um
die eine Lösung,sondern um verschiedene Lösungen. Kann man
verschiedene Gedanken und Handlungen zulassen, ohne sie gleich zu
bewerten?
Kreativität ist noch weniger eine singuläre Eigenschaften als
Intelligenz. Man kann auf verschiedenen Gebieten kreativ sein:
Sprache, Musik, Malen, Textil, Schnitzen, Schmuck fertigen … auch
bei Psychologen spielt der Einfallsreichtum und die Vorstellungskraft
als kreative Fähigkeiten eine Rolle.
Zur Kreativität gehört das Zurückhalten von schnellen
Bewertungen. Wer zu schnell die eine tolle Lösung sucht, ist
denjenigen unterlegen, die verschiedene Lösungen produzieren und
erst dann sehen, welche Lösung am besten passt.
Also: statt Richtig-Falsch lieber a-b-c oder d.
Zur Kreativität gehört auch die Ambiguitätstoleranz, das heißt
das Aushalten von Widersprüchlichem. Lösung a kann nicht auf Dauer
richtig sein, wenn Lösung b richtig ist. Welche Lösung besser ist,
stellt sich vielleicht erst nach einer Weile heraus. In der
Wissenschaft nennt man das Hypothesenbildung.
Manche Menschen mit vielen Talenten haben häufig die
Schwierigkeit, sich für eine Sache, zum Beispiel einen Beruf, zu
entscheiden.
Kreativität hat auch mit Offenheit zu tun. Unkreative Menschen
haben schnell festgelegte Meinungen und ändern die nicht 50 Jahre lang. Das Gegenteil von Kreativität ist so Verbohrtheit,
Voreingenommenheit.
Im mitmenschlichen Umgang ist es eine Kunst, andere Personen nicht
fest zu beurteilen, sondern auch mal zu gucken, ob man etwas
übersehen hat. Das fällt Eltern oft schwer, sie haben ein Bild von
ihren Kindern, und die können ihnen nie das Gegenteil beweisen.
Einmal faul, immer faul. Einmal unzuverlässig, immer unzuverlässig.
Kann einmal nicht mit Geld umgehen, kann nie mit Geld umgehen.
Ein Beispiel aus der Biologie: man hat immer geglaubt, Vögel
seien Automaten, sie haben ja auch so ein viel kleineres Gehirn als
Säugetiere. Wer das denkt, übersieht viel im Verhalten von Vögeln.
Heute weiß man, dass unter anderen Rabenvögel und Möwen, auch
Papageienvögel, Werkzeuge gebrauchen können, untereinander
differenziert kommunizieren. Und anatomisch hat man herausgefunden,
dass Vogelgehirne anders aufgebaut sind und auf viel weniger Platz
sehr viele Nervenzellen besitzen.
Kann das so weiter gehen?
Das schließt gut an die Überlegungen zu Kreativität an. Ja, es
kann so weitergehen. Aber es könnte auch ganz anders kommen in
deinem Leben. Alles ist im Fluss, was gestern für einen richtig war,
kann heute nicht mehr so überzeugend richtig sein. Für eine
bestimmte Zeit ist es passend, Zollbeamter zu sein, aber dann ist es
besser, mit einer Weltformel zu glänzen (Einstein).
Selbst wenn man keine Entscheidung fällt, ändert sich ja dauernd
etwas. Man bekommt Kinder, die werden erwachsen und gehen aus dem
Haus. Man wird arbeitslos oder hat plötzlich die Chance zu einem
tollen beruflichen Wechsel. Man sagt ja immer: sei zur rechten Zeit
am rechten Ort und nutze deine Möglichkeiten. Wie Kanzler Kohl, als die Wiedervereinigung möglich wurde.
Es ist immer gut, das, wie es ist, zu genießen, oder
Kleinigkeiten zu verbessern oder auch die große Wendung zu machen.
Immer schön die Augen aufhalten!
Auch wenn man in einer stabilen Situation ist, sollte man sich
immer bewusst bleiben, dass es im menschlichen Leben wenig
verlässliche Stabilität gibt. Gerade dann ist es gut, andere Wege
im Auge zu behalten, ohne gleich misstrauisch und ängstlich zu
werden.
Beispiel: bisher ungenutzte Begabungen und Interessen ausbauen,
offen sein für neue Kontakte.
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