Ziele:Die Bewältigung eines akuten Problems.Die mittel- und langfristige Verbesserung der Problemlösefähigkeit. Förderung des inneren Dialogs, der Auseinandersetzung mit sich selbst, des konstruktiven Selbstgesprächs. Abbau von Ängsten und anderen unerwünschten Gefühlen („Löschung“). So werden, wie man sein möchte: das Selbst-Bild nähert sich dem Ideal-Bild an. Modellfall:Therapeut.Nicht im juristischen Sinne, sondern als Rolle in einer Gesprächssituation. Jemand, der im Gespräch einer anderen Person bei einem emotionalen oder zwischenmenschlichen Problem behilflich sein möchte. Anwendbar auf die Situation des Psychotherapeuten, von Lehrern in besonderer Funktion, von Freunden ... Klient. Jemand der ein Problem hat und Hilfe wünscht. Beziehungen, Emotionen wie verschiedene Ängste, Zorn, Resignation, Trauer, Gedankendrängen, Unkonzentriertheit, Planlosigkeit, Sinnkrise, Zwangshandlungen usw. Zeitrahmen. Sagen wir mal 8 Stunden á 45 Minuten. Das heißt: es ist Zeit genug. Keine Schnellschüsse. Aber auch keine lebenslange Betreuung. Voraussetzungen bei der Therapeutin, dem TherapeutenUngünstig: Verabsolutierung der eigenen Lösungswege. Sich selber als perfekt und richtungsweisend sehen, Klienten grundsätzlich als defizitär: man muss sie auf den rechten Weg führen. Kein Bewusstsein, wie sich seelische Not anfühlt. Günstig: Offenheit: es gibt verschiedene Meinungen, unterschiedliche Lösungswege für unterschiedliche Personen, wenn man im Leben etwas geworden ist, heißt das: Zur rechten Zeit am rechten Ort mit den gerade im Kurs stehenden Talenten – und einfach auch Glück gehabt. Sich bewusst sein, dass man auch selber in ein Krise kommen kann, wo die Bordmittel nicht recht helfen. Mit anderen Worten: Offenheit, Bescheidenheit. In Bezug auf Klienten: wenig vorgefasste Meinungen, Neugier, Beratung als Forschung, also Entdeckerfreude. Geduld. Voraussetzung bei der Klientin, dem KlientenDas eigene Verhalten und die eigene Situation als prinzipiell veränderbar ansehen.Das heißt: die Probleme, die Klient hat, sind nicht ausschließlich durch andere Personen und Ereignisse entstanden und werden auch nicht ausschließlich durch andere aufrecht erhalten. Wenn die Probleme ausschließlich „von außen“ erzeugt und aufrecht erhalten werden, sind Gespräche nicht das geeignete Mittel, und Therapeut wird keinen Ansatz für eine Veränderung finden. Das ist nicht so einfach, weil gerade starke Probleme sackgassenmäßig wahrgenommen werden. Wo man keine Lösung im eigenen Verhalten sieht, mag man denken, dass es eine solche gar nicht gibt. Sich selber infrage stellen ist oft mit Schuldgefühlen und Selbstzweifeln verbunden. Daher schätzen wir die Voraussetzungen sehr großzügig ein. Ein Ziel der Therapie ist gerade die Versachlichung. Klient hat das Problem, nicht weil Klient schuldig oder unfähig ist, sondern weil das Problem eine Aufgabe ist, für die eeine Lösung gefunden werden soll. Die Beziehung zwischen Therapeut und Klientist nicht die des Lehrers im platten Sinne, der seinem Schüler etwas vermittelt. Dann müsste Klient einfach warten, dass Therapeut die Lösung aus der Tasche zieht, und keinen eigenen Beitrag leisten. Jawohl Herr Lehrer, mach' ich!Therapeut hat die Aufgabe, das Selbstgespräch des Klienten zu fördern.Klient wird Wahrnehmungsbarrieren, Denktabus abbauen, sich selber realistischer sehen und akzeptieren, und Lösungsmöglichkeiten entdecken.Klient soll mehr Lust auf Experimentieren, etwas Ausprobieren, bekommen. Therapeut begleitet Klienten im Gespräch, indem er Gedanken, Gefühle, Bilder, Empfindungen mit verfolgt und verbalisiert.Er spiegelt sozusagen den inneren Dialog des Klienten – Schritt für Schritt, Aussage für Aussage. Therapeut ist also ein Begleiter. Er präzisiert manches, fasst zusammen, drückt etwas mit anderen Worten aus.Therapeut widerspricht nicht und gibt Klient auch nicht recht. Das ist nicht sein Job.Er sagt zum Beispiel nicht: "Ihr Chef gibt Ihnen keine Chance.", sondern "Sie glauben, dass Ihr Chef Ihnen keine Chance geben will." - "Sie haben die Erfahrung gemacht, das Ihr Chef Ihnen keine Chance gibt." Denn: Sie kennen den Chef ja gar nicht. Sie erfahren nicht mehr und nicht weniger als das, wie Klient über den Chef denkt.Die Wirkung ist: Klient muss sich nicht mit den Bewertungen des Therapeuten auseinandersetzen, er muss nicht begründen, warum etwas so ist und nicht anders (keine „Warum“-Fragen). Er muss dich nicht mit Ideen des Therapeuten beschäftigen, die nicht zu passen scheinen. Klient bleibt bei sich und kann sich mehr und mehr entspannen und in Ruhe reflektieren: seinen eigenen Weg suchen, finden, ausprobieren. Warum das Begleiten so schwer istLaien-Therapeuten meinen, verpflichtet zu sein, „die Dinge in die Hand zu nehmen“. Sie halten es oft nicht aus, dass Klient auf der Stelle tritt. Wo einem doch so viele naheliegende Gedanken dazu durch den Kopf gehen: „Warum macht sie nicht einfach dies und das? Warum hört sie nicht einfach auf damit? Also, ich hätte doch längst dies und das getan.“In diesem Sinne aktive Therapeuten verkürzen aber die Behandlung nicht, sondern verlängern sie, weil sie die Selbst-Auseinandersetzung behindern. Einsichten, die der Therapeut hat und nicht die Klientin oder der Klient, werden nicht gern angenommen. Einsichten, die der Klient selber entwickelt, sind tausend Mal wertvoller und wirksamer! Wenn Therapeut auf „Schnellschüsse“ verzichtet und die Gedanken des Klienten begleitet, muss er schon ein wenig mitleiden bei dem Prozess der Auseinandersetzung mit dem Problem. Er muss bei sich selber Ruhe einbringen, das strahlt auf den Klienten aus. Ja, es ist dem Klient erlaubt, auf der Stelle zu treten, nicht so recht ein noch aus zu wissen. Ein ruhiges Gespräch ohne Lösungsdruck, das entspannt. Es tut Klienten gut, bedrohliche, ärgerliche, zur Verzweiflung bringende Dinge auszusprechen, Klienten werden ruhiger, sie „desensibilisieren“. Bei nachlassender Überflutung durch Emotionen kann der Klient immer lockerer nachdenken. Harte negative Emotionen lähmen die Verstandeskräfte, das begleitende Gespräch schafft die Voraussetzung dafür, dass ein Klient sich besser auf die Situation und später auf die Lösung konzentrieren kann. Beispiele für begleitende Äußerungen der Therapeutin, des Therapeuten:1So geht’s:Klientin: Ich komme mit meinem Mann einfach nicht ins Gespräch. Wenn ich ein Thema anspreche, zum Beispiel seine Unordnung, geht er sofort auf Abwehr und wird gereizt.Therapeut: Was Sie auch sagen, sie merken gleich, wie er abblockt. oder:Therapeut: Sie wissen einfach keinen Weg, wie Sie mit ihm in ein ruhiges Gespräch kommen. oder: Therapeut: Sie wollen das einfach mal ganz sachlich besprechen, ohne dass gleich ein Streit daraus wird. oder: Therapeut: Sie sind genervt von seiner Unordnung, aber wenn Sie das ansprechen, ist er sofort gereizt. oder: Therapeut: Sie haben einfach keinen Mut mehr, ihn darauf anzusprechen. Es scheint zu nichts zu führen. Die Beispiele sollen zeigen: es gibt verschiedene Möglichkeiten, das Verstandene auszudrücken. Sie bekommen sofort eine Rückmeldung, ob Sie das Wesentliche verstanden haben. Es ist überhaupt nicht wichtig, dass Klient in den nächsten Minuten zu einer Bahn brechenden Einsicht kommt. Wichtig ist, dass das Gespräch in lebendigem Fluss bleibt. So nicht!Im Folgenden einige Therapeuten-Antworten, die nicht begleitend sind, sondern den inneren Dialog des Klienten stören:Es lohnt sich, diese Beispiele mit den Beispielen für ein begleitendes Gespräch zu vergleichen. Sie enthalten alle einen offenen oder verdeckten Vorwurf, die Ratschläge sind unkonkret, der Therapeut hat sich nicht versichert, ob Klient das angeregte Verhalten überhaupt möglich ist. Folge: der Gesprächsfluss wird abgewürgt. Therapeut: Was verstehen Sie denn unter Unordnung? Therapeut: Haben Sie es vielleicht schon zu oft versucht? Klammern Sie das Thema doch einfach mal eine Weile aus. Therapeut: Versuchen Sie mal, konkret und sachlich zu sein, und nur eine Sache zur Zeit anzusprechen. Therapeut: Ist es denn so schlimm, wenn Sie ihm ein wenig hinterher räumen? Sie können dann zu ihm sagen: ich habe mal klar Schiff gemacht. Dann hat er eine Gelegenheit, Sie zu loben. Therapeut: Sie müssen einfach hartnäckig und konsequent immer wieder davon anfangen, bis er es endlich kapiert, dass er damit nicht durchkommt. Therapeut: seinen Sie freundlich, aber konsequent, und wenn er ärgerlich wird, bleiben Sie ruhig und lassen Sie sich nicht vom Thema abbringen. Das klingt alles ganz vernünftig, so verlaufen oft Alltagsgespräche. Aber deshalb sind Alltagsgespräche auch so wenig hilfreich. 2 Noch ein positives Beispiel. So geht’s:Klientin oder Klient: Vor
jeder Mathe-Klausur dasselbe Lied: ich kann mich einfach nicht
aufraffen, zu üben, und wenn, dann halte ich nicht lange durch.
Therapeut: Sie wissen, wie Sie sich vorbereiten
müssen, aber es widersteht Ihnen einfach. |
ImpressumDr. Uwe Wiest, Dipl.-Psych.Eichenstraße 32 27749 Delmenhorst Telefon 04221 5848337 E-Mail: ![]() Aktualisiert am 2. März 2018 |