Meine Aufgabe als Supervisor besteht darin,
für eine konstruktive, ergiebige und unterhaltsame Sitzung zu sorgen,
die sachlichen und emotionalen Gewinn bringt.
Wie ich diese Aufgabe angehe, hängt zum Teil
vom Verhalten und der Zusammensetzung der Gruppe ab.
Wichtig ist:
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Es wird über ein Anliegen einer einzelnen
Person gesprochen. Also zum Beispiel nicht über ein Thema, das mehrere
beschäftigt. Warum nicht? Jede* erlebt eine Situation anders und
versucht sie anders zu lösen. Außerdem besteht die Gefahr, dass dann
jede* über sich reden will und das Zuhören auf der Strecke bleibt.
Wenn also Lehrerin* A über Schülerin* Z
spricht, steht ihr Erleben und ihr Lösungsanliegen im Mittelpunkt.
Nicht dass der anderen Lehrkräfte, die auch ein Problem mit Y haben.
Methodisch gehe ich so vor, dass ich mit
Lehrerin* A ein Zweier-Gespräch führe.
Ich spiegele der Lehrerin* A wider, was
sie denkt, was sie fühlt und empfindet, wie sie Dinge abwägt, welche
Handlungstendenzen sie hat (oft in Konflikten widersprüchliche). Wenn
ich etwas nicht verstehe oder mir nicht vorstellen kann oder wenn mir
etwas zu vage bleibt, frage ich nach (siehe auch Gesprächsführung).
Die Gruppe hat den Auftrag, zu beobachten.
Jede Teilnehmerin* achtet darauf, was ihr dabei durch den Kopf geht,
wie das auf sie wirkt, was sie vermutet, wie es ihr* ergangen ist.
Diese Phase sollte mindestens 10 Minuten,
aber auf keinen Fall länger als 20 Minuten dauern.
Diese Phase dient dazu, dass alle sich auf
das Problem konzentrieren. Außerdem bin ich als Supervisor ein Modell
für einfühlsame, klärende Gesprächsführung, die Teilnehmerinnen werden
sich auf die Dauer etwas von mir abgucken. In Supervisionsgruppen, die
schnell lernen oder schon länger zusammen sind, kann auch eine
Teilnehmerin die Aufgabe des Gesprächspartners übernehmen.
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Die Teilnehmerinnen* äußern nach dem
Gespräch ihre Gedanken und Eindrücke. Lehrerin* A soll sich dies nur
anhören.
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Die Gruppe hat die Gelegenheit, klärende
Fragen zu stellen. Das ist ein guter Anlass, gerade mit einer neuen
Gruppe, über die Art von Fragen zu reflektieren.
Fragen
können die Sache klären, zur Konkretisierung und Veranschaulichung
beitragen. Man kann mit Fragen aber auch einschüchtern, implizit
Urteile, Wertungen aussprechen, Lösungen vorschlagen, die in dieser
Phase noch gar nicht angeboten werden sollen.
Die
Gruppe kann auch mit dem Konzept des zirkulären
Fragens vertraut gemacht werden. Dahinter steht das Konzept:
Soziale Wahrnehmung durch Vergleiche – zwischen Personen, Zeitpunkten,
Folgen, Alternativen.
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Jetzt
erfolgt ein offener Austausch der Gruppe. Die Teilnehmerinnen erzählen
zum Beispiel, wie sie mit Schülerin Z oder ähnlichen Situationen
umgehen, sie bestätigen A für die bisherigen Handlungen und
Überlegungen.
Dabei
kann sich bereits ergeben, dass A formuliert, wie sie künftig im Umgang
mit Z vorgehen wird.
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Man
kann aber auch eine regelrechte Lösungsphase einschieben. Jede Person
in der Gruppe macht einen Vorschlag. Zur Intensivierung kann das auch
schriftlich erfolgen, natürlich dürfen auch mehrere Vorschläge notiert
werden. Diese sollten möglichst konkret sein, also nicht einfach etwa
„geduldiger sein“, „mehr loben“.
A
darf dann dazu Stellung nehmen. Welche Vorschläge findet sie für sich
überzeugend und anwendbar, welche gerade nicht? Auch eine vehement
abgelehnte Lösung trägt zu Klärung und Lösung eines Problems bei. „Ich
werde auf keinen Fall die Eltern einbeziehen.“
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Am
Ende erfolgt eine Verabredung. Wie wird A bis zum nächsten
Supervisionstermin vorgehen?
Eingerahmt
wird die Supervisionssitzung durch ein sogenanntes Blitzlicht. Jede
sagt kurz, wie es ihr geht, was sie erwartet und eventuell befürchtet,
am Ende, was ihr die Sitzung gebracht hat, oder was nicht.
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Die
Supervisorin* sollte die Sitzung behutsam lenken und ihr Augenmerk
darauf haben, dass keine destruktiven Prozesse ablaufen. Wird eine
Person abgewertet oder dominiert, redet jemand „ohne Punkt und Komma“,
weiß jemand ständig alles besser, dann greift die Supervisorin* resolut
ein. Nur so kann ein lebendiger Gruppenprozess entstehen. Sonst besteht
die Gefahr, dass alle wie auf Kohlen sitzen und sich immer mehr
verschließen.
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Gut,
das ist die Kunst einer Supervisorin*, das Heft in der Hand zu
behalten, ohne die Dompteurin* zu spielen. Sie soll im Laufe mehrerer
Sitzungen die Verantwortung immer stärker an die Gruppe abgeben.
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