Lernen und Zusammenleben. Dr. Uwe Wiest


Bewunderte und gewünschte Ungleichheit


Alte arme Rentnerinnen lesen über Adlige, Reiche, Prominente. Kennen jedes Detail.

Teenager jubeln groß verdienenden Stars zu.

Fußballfans zahlen Eintritte, kaufen Souvenirs und sehen Bezahlfernsehen für kickende Milliardäre.

Der Adel sah sich früher von Gottes Gnaden, und die Untertanen sahen dies genauso.

Politiker sehen den Staat als finanziellen Selbstbedienungsladen, und das Parteienfußvolk und die sogenannten Stammwähler finden nicht nur nichts dabei, sondern bewundern dies.

Die Linke wird kaum gewählt, als die Partei, die sich aktiv für Gering-Verdienende einsetzt.

In Demokratien werden immer wieder Politiker an die Macht gewählt, die sich finanziell bedienen, sich und für ihre Angehörigen.

Protzige, eitle, machtgierige und schamlose Kirchenmänner werden akzeptiert.

Was ist los mit den Menschen?

Sie lehnen es anscheinend nicht grundsätzlich ab, dass andere stellvertretend für sie in Saus und Braus leben. Im Gegenteil. Sie verehren solche Leute.

Das scheint nur dann nicht zu funktionieren, wenn die Leute nicht mehr genug zu essen haben und willkürlich eingesperrt oder hingerichtet werden.

Die Herrschenden verlieren manchmal das Maß und werden zu Feinden der Untertanen, dann müssen sie offene Gewalt anwenden. Aber meist das gar nicht nötig.

Um Herrschende loszuwerden braucht man Gegenpersonen wie Robin Hood, die dann, wenn sie wirklich selber an die Macht kommen, genauso unterdrückend und selbstbedienend sind. Iran, Kuba, Venezuela, Simbabwe …

Man will ja Herrscher, nur sollen sie den Untertanen auch ein bisschen was gönnen und eine gewisse Rechts-Sicherheit bieten.

Da gibt es den Begriff von der Gleichmacherei. „Links“ als Schimpfwort. Obwohl die früheren kommunistischen Länder weit von Gleichmacherei entfernt waren, im Gegenteil.

Liegt es daran, dass „Erfolg“ und Schlauheit als von Gott gesegnet angesehen wird? Am geringen Selbstwertgefühl der Untertanen und Fans und Gläubigen? Selbst schuld, dass aus einem nichts geworden ist?

Absolute Herrscher gründen ihr System auf Gewalt. Wenn sie es übertreiben, gibt es Aufstände, die dann mehrheitlich niedergeschlagen werden, weil der Despot Militär hat. So lange der Despot nicht übertreibt, kann er auf Bewunderung und stellvertretende Teilhabe (Verehrung) rechnen. Die Herrscher bauen Schlösser und Kathedralen und schöne Gärten, um die Phantasie der Untergebenen anzuregen und den Beweis für ihre Macht zu liefern.

Vereinsleben: übernimmst du ein Amt, wirst du von den anderen verpflichtet, deine Leistungen zu bringen. Aber man ordnet sich dann auch unter. Weil die andren zufrieden sind, dass sie so ein Amt nicht machen müssen.

Daher auch die Tendenz, über Politiker zu meckern, aber auf keinen Fall ein solches Amt zu übernehmen. Auch in Verwaltungen und Firmen wollen die meisten gar keine Führungsposition. Zu viel Ärger, kann man nur mit entsprechender Vergütung, Belohnungen, ködern.