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Integration und Desintegration, Mut und Mutlosigkeit, Sicherheit und Stress

© Uwe Wiest, Delmenhorst 2010, 2017


Transaktions-Analyse
Das Enneagramm
Ausführliche Beschreibungen der Enneagramm-Typen
Bannbotschaft Antreiber und Erlaubnisse
Die Typen des Enneagramms in Sicherheit, Alltag und Stress
Verwendungs­möglichkeiten
Literatur

Transaktionsanalyse

„Die Richtung der seelischen Bewegung zielt immer auf eine millionenfach verschiedene Überwindung von Schwierigkeiten aller Art, hat also ein Ziel der Vollkommenheit, der Sicherheit, der Vollendung, stets im Sinne und in der Meinung des Individuums. Sinn und Meinung sind fast nie gedanklich oder begrifflich zur Darstellung gebracht, bilden sich auch, wie bei sprachlosen Lebewesen, meist in einer Lebensphase des Kindes, in der Sprache und Begriffe noch fehlen oder mangelhaft sind.“ (Alfred ADLER, 1933, 1983, Seite 33). Das mutige Individuum entwickelt ein Gemeinschaftsgefühl, Die entmutigte koppelt sich von anderen Menschen ab und ist von anderen kaum noch zu erreichen.

In der Transaktionsanalyse (Ian STEWARD, Vann JOINES, 1990) wird beschrieben, wie die Person in dieser noch eher vorbegrifflichen Lebensphase ‚Bann-Botschaften‘ von den Eltern empfängt und Empfehlungen, wie es überleben kann: ‚Antreiber‘ oder ‚Skripte‘. Die entwickelte Persönlichkeit macht sich davon frei, indem sie sich erlaubt, den Pfad von früh implantierten Verboten und Auswegen zu verlassen und einen eigenen Weg zu finden und zu gehen..

Antreiber werden befolgt, um sich die Liebe der Eltern, später der Mitmenschen zu sichern, um Zuwendung zu bekommen - und um zu verhindern, dass die - vom Kind erwartete und befürchtete - Bann-Botschaft eintritt. Führt das Befolgen der Antreiber nicht dazu, dass die Person die Achtung und Zuwendung anderer erfährt, wird sie ihre Anstrengungen erhöhen, dabei immer rigider werden, mehr von dem gleichen Verhalten zeigen. Wenn sie schließlich erschöpft aufgibt, ihre bisherige erfolglose Problem-Löse-Tendenz verlässt, ist sie im Stress-Punkt. Wird der Stress-Punkt zu einem dominierenden Zustand, trennt sich die Person schmerzhaft von ihrem Antreiber und wechselt zu einer anderen, destruktiven Überlebensstrategie.

Umgekehrt führt eine ausreichende Menge an Zuwendung dazu, dass die Person es nicht mehr nötig hat, ihren Antreiber einzusetzen. Sie gewinnt genügend Sicherheit, um auf das ständige Befolgen des Antreibers zu verzichten. In diesem Sicherheits-Punkt ist sie entspannter als sonst und weniger ängstlich. Sie erlaubt sich etwas.

Gelingt es ihr häufiger, den Sicherheits-Punkt zu erreichen, wird sie in konstruktiver Weise anders mit ihrem Leben umgehen. Die Person wird nicht nur mutiger, es erfolgt ein qualitativer Umschlag - man erkennt diese Person nicht mehr wieder, so anders verhält sie sich, denkt und fühlt sie anscheinend.

Die Bewegung in Richtung auf den Sicherheits- den Alltags- oder den Stresspunkt zu ist nicht nur als langfristiger Prozess einer Persönlichkeitsentwicklung zu verstehen. Es gibt auch Schwankungen zwischen den Zuständen, die innerhalb kürzester Zeit geschehen, etwa innerhalb eines Gesprächs.

Die Ich-Zustände und das Transaktionsmodell

Die Seite der Deutschen Gesellschaft für Tansaktionsanalyse mit einer übersichtlichen Einführung.

Das Enneagramm

Diese bisher abstrakten Vorstellungen lassen sich durch ein Persönlichkeitsmodell mit Inhalt füllen: dem Enneagramm. Das ist ein Neun-Eck, dessen Endpunkte für 9 Persönlichkeitsstrukturen stehen, die durch ein Leit-Thema gekennzeichnet sind, nämlich durch ihre Antreiber. Nun gibt es ja in der Psychologie Typologien zur Genüge. Im Enneagramm stehen die einzelnen Typen aber nicht zusammenhanglos nebeneinander. Vielmehr können wir verfolgen, wie eine Person aus ihrem Alltags- oder Dominanz-Punkt im Stress oder in Sicherheit schließlich den Typ wechselt. Jeder durchschnittliche Typ bewegt sich im Sicherheits-Punkt auf den ‚mutigen‘ Typ seiner Integrations-Linie zu. Oder er nähert sich im Stress dem ‚entmutigten‘ Typen auf seiner Desintegrations-Linie. Das Enneagramm liefert also die Mut-Entmutigungs-Ebene Alfred ADLERS, eine Ausdifferenzierung des Bannbotschaft-Antreiber-Modells aus der Transaktions-Analyse und eine dynamische und dreidimensionale 3 x 9-Typologie.

Enneagramm Grafik

Zweidimensional dargestellt sieht das Enneagramm so aus (Abbildung):

Integrationslinie: Von 1 nach 7 nach 5 nach 8 nach 2 nach 4 nach 1.

Von 9 nach 3 nach 6 nach 9.

Desintegrationslinie: Von 1 nach 4 nach 2 nach 8 nach 5 nach 7 nach 1.

Von 9 nach 6 nach 3 nach 9.

Genau genommen sind es drei Enneagramme übereinander. Bauen Sie in Gedanken ein Modell aus drei Kopien der Abbildung 1, als wären es drei Ebenen einer Hochgarage. Das oberste Stockwerk enthält die Typen in ihrer mutigen, das mittlere in ihrer alltäglichen und das untere in ihrer entmutigten Ausprägung .

Befindet sich ein Typ auf dem Weg der Integration, bewegt er sich erst eine Ebene höher und dann auf der Integrationslinie zum nächsten Typ, also Typ l beispielsweise nach Typ 7.
Auf dem Wege der Entmutigung geht der Typus erst auf die Desintegrationsebene und dann den Pfeil zum nächsten Typ, also Typ l nach Typ 4.

Die Internetseite von Helen Palmer

Ausführliche Beschreibungen der Enneagramm-Typen

Typ 2 - Der Helfer (Riso) - der Geber (Palmer)

Die mutige 2

ist für andere da, wenn sie gebraucht wird. Sie kann gut unterscheiden, ob die Hilfe dem Selbstwertgefühl des anderen wirklich gut tut oder ob jemand durch ihre Hilfe im Grunde unselbständig und ‚klein‘ wird.

Sie horcht sensibel in sich hinein und gestaltet ihre Beziehungen flexibel und kreativ. Sie kann andere sich in Ruhe entwickeln lassen. Sie fühlt auch dann den eigenen Wert, wenn nicht nach ihr gefragt wird - und sie kann auch von anderen Hilfe annehmen.

Die mutige 2 ist ein unaufdringlicher Freund, den man gar nicht so merkt, der aber wie selbstverständlich da ist, wenn andere Unterstützung brauchen. Sie ist unabhängig und gütig und überträgt diese Haltung auch auf andere.

Entwicklung zu 4.

Die alltägliche 2

ist hilfsbereit und sucht danach, andere zu unterstützen. Sie ist sensibel für das Vorhandensein von Hilfsbedürftigkeit und richtet ihre Aufmerksamkeit darauf. Sie hilft automatisch und kann davon kaum lassen. So zwingt sie andere geradezu zur Dankbarkeit, und Sie fühlt sich dadurch, dass sie gebraucht wird, überlegen. Bei Erwachsenen macht die 2 einen guten Eindruck, weil ihr Verhalten so stark sozial ausgerichtet ist.

Andere Personen finden die 2 in der aktuellen Situation nützlich, auf die Dauer erfährt die 2 aber Reaktionen mehr oder weniger verhaltenen Ärgers. Manche wenden sich auch ab, was die 2 noch mehr antreibt, hilfreich zu sein.

Die entmutigte 2

zürnt anderen wegen ihrer Undankbarkeit. Sie macht anderen Vorschriften, wie sie sich zu verhalten haben und setzt sie unter Druck, den Weg zu gehen, den sie für richtig hält. Sie nimmt anderen ohne zu fragen die Dinge aus der Hand, weil sie von vornherein annimmt: du kannst das nicht. Die freundliche hilfsbereite Haltung kippt um in offenes aggressiv getöntes Beherrschen-Wollen. Sie mischt sich auch in Konflikte ein, um vermeintlich Schwächere gegen Stärkere zu schützen.

Jetzt bleibt nicht nur Dankbarkeit aus, die anderen wenden sich gereizt von der 2 ab, sie gerät in die Isolation. So wird sie ,von den Menschen enttäuscht‘ und beschließt, sich mit Gewalt die Anerkennung zu holen, die man ihm ungerechter Meise nicht zollt.

Entwicklung zur 8.

Mythos: Drama-Dreieck; die Sintflut.

2



Typ 3 - Der Statusmensch - Der Dynamiker

Die mutige 3

strebt mit großer Vitalität nach Leistung. Sie findet leicht heraus, wie man zu herausragenden Erfolgen kommt und kann sich dann sehr darüber freuen. Sie stellt sich flexibel auf die Bedingungen ein, die erfüllt werden müssen, damit sich der Erfolg einstellt. Dabei ist die mutige 3 aber wählerisch. Sie prüft genau, wo es sich lohnt zu brillieren und auf welchen Feldern sie den Erfolg ruhig anderen überlassen sollte. So konzentriert sie sich auf ihre wirklichen Talente und erreicht auf diesen Gebieten Höchstleistungen. Die mutige 3 weiß, dass es in einer Phase des Lernens sinnvoll sein kann, sich anderen unterzuordnen. Sie schätzt die Zusammenarbeit, wenn sie ahnt, dass der gemeinsame Erfolg strahlender ausfällt oder überhaupt nur in Kooperation erreicht werden kann. Unterordnung und Loyalität entlastet die 3 außerdem für die Aufgaben, die ihr wirklich wichtig sind.

Entwicklung zur 6.

Die alltägliche 3

strengt sich an, um andere zu überflügeln, auf allen Schauplätzen. Sie stellt Fähigkeiten und Eigenschaften in den Dienst des Erfolgs und gibt sich nur mit Menschen ab, die ihr dabei nützlich sind. Die 3 erlebt Zufriedenheit und Entspannung in den Augenblicken des Triumphes, der ungeteilten Bewunderung.

Erreicht sie das gesteckte hohe Ziel nicht, ist sie verzweifelt, selbst wenn sie objektiv gesehen eine beachtliche Leistung erbracht hat. Jemand war besser, und damit ist das Erreichte entwertet. Die alltägliche 3 ist in ihren Mitteln, zum Erfolg zu kommen, nicht wählerisch. 3er-Kinder sind oft raffinierte Mogler und ‚tricksen‘ andere gekonnt aus. Die 3 geht Zweckbündnisse mit anderen ein, um Konkurrenten auszuschalten, und wenn dies Ziel erreicht ist, verliert sie jegliches Interesse an diesen Beziehungen.

Die entmutigte 3

versucht sich, wenn echte Erfolge nicht zu haben sind, in oberflächlicher Weise in Szene zu setzen. Zu einer eigenen Leistung nicht fähig, kann sie sich nur noch profilieren, indem sie andere Menschen behindert, herabsetzt oder schädigt.

Ist auch das ohne Erfolg und ziehen sich die Mitmenschen von ihr zurück, verliert die entmutigte 3 ihre Fähigkeit, ihre Kräfte auf ein Ziel zu konzentrieren. Sie wird fahrig, planlos, chaotisch, beschäftigt sich mit diversen Belanglosigkeiten.

Die entmutigte 3 versucht, mit erfolgreichen Personen quasi zu ‚verschmelzen‘, um von deren Glanz etwas ab zu bekommen. Entwicklung zu Typ 9.

Mythos: Citizen Kane. Von den Fischer un sine Fru.

3



Typ 4 - Der Künstler - Der tragische Romantiker

Die mutige 4

ist sensibel für sich und andere. Sie hat eine große Bewußtseinsweite und -tiefe, nimmt innere gefühlsmäßige Vorgänge und Gedanken deutlich wahr, kann die Widersprüchlichkeiten ihrer eigenen Person und des Lebens aushalten und ihnen mit Humor begegnen. Die mutige 4 möchte ihr Erleben mitteilen im Sinne von ‚mit anderen teilen‘. Die Schönheit von Augenblicken, Situationen, Aspekten können sie tief beeindrucken, und sie möchte sie gestalten, darstellen - ausdrücken.

Sie kann mit ihrer Sensibilität zielgerichtet umgehen und sie in disziplinierte, geordnete Bahnen lenken.

Entwicklung zu Typ l.

Die alltägliche 4

lebt stärker in ihren Gefühlen und Träumen als in der Gegenwart. Sie denkt darüber nach, wie schön es sein könnte oder gewesen ist. Sie beschäftigt sich mit Problemen, die schon entschieden sind. Wenn sie handeln soll oder will, spielt sie die Situation immer wieder in seiner Fantasie durch. Stellt sich das passende ‚richtige‘ Gefühl nicht ein, kann sie auch nicht handeln. Dadurch bringt sich die 4 leicht in die Lage, Augenblicke der Befriedigung nicht zu nutzen, und das führt zu weiterem Grübeln und In-Sich-Hineinhorchen. Die alltägliche 4 hat oft das Gefühl, es stimme etwas nicht mit ihr, und sie versucht durch Introspektion herauszufinden, was das sein könnte. Dadurch sind die Kontakte zu anderen Personen oft schwach und problematisch.

Die entmutigte 4

ist innerlich gelähmt und traurig verstimmt. Sie versteht weder sich noch andere, vereinsamt in der Beschäftigung mit ihren sehnsuchtsvollen Gefühlen und Gedanken, die weit fort in Raum und Zeit sind. Sie erlebt sich als ‚anders‘ und ist daher nicht bereit und fähig, Ansprüche des Alltags zu erfüllen (“Mir ist nicht danach“).

Die entmutigte 4 sucht die völlige Abhängigkeit von einer anderen Person, weil sie nicht mehr für sich sorgen kann. Manchmal wird die entmutigte 4 auch eine gute Zuhörerin und Gesellschafterin anderer 4er in der gleichen Lage.

Entwicklung zu Typ 2.

Mythos: Die Leiden des jungen Werther.

5

Typ 5 - Der Denker - Der Beobachter

Die mutige 5

geht den Dingen gedanklich auf den Grund. Dabei ist sie, wenn sie sich mit einer Frage, einem Problem auseinandersetzt, gründlich, konzentriert und ausdauernd. Sie kann gut kategorisieren, Phänomene ‚auf den Punkt bringen‘, Querverbindungen herstellen. Die mutige 5 ist fähig, die Gedanken anderer aufzunehmen und weiterzuentwickeln. Andere merken, wie brillant sie Dinge durchschauen und einordnen kann.

Die 5 hat keine Angst vor Überraschungen, weil sie erfahren hat, wie gut sie Entwicklungen verstehen und vorhersehen kann. Die Richtigkeit und Brauchbarkeit ihrer Überlegungen und Analysen geben ihr und anderen Sicherheit. Daher wird die mutige 5 von anderen um Rat gefragt, und andere überlassen sich gern ihrer Führung.

Entwicklung zur 8.

Die alltägliche 5

versucht die Welt gedanklich zu verstehen und zu ergründen, um sich vor unliebsamen Überraschungen zu schützen. Durch ihre Gedanken hält sie sich Menschen und Dinge auf Abstand. Dadurch ist ihr Kontakt zu anderen eher schwach, und die 5 empfindet es als Einmischung, wenn andere ihr Denken beeinflussen. Denken dient sowohl zum Erkennen als auch zum Abwehren und Schützen.

Deshalb wirken die Gedanken der alltäglichen 5 für andere manchmal eigenbrötlerisch, befremdend und unverständlich. Die Distanz, die die 5 zu anderen hält, führt außerdem zu einer geringen gedanklichen, emotionalen und sozialen Anpassung. So redet die 5 in bestimmten Situationen überhaupt nicht, oder sie hält lange Monologe mit Quergedanken und -schlüssen, die den Gesprächspartner ermüden.

Die 5 ist von allen Typen nervlich am stärksten angespannt, weil sie konzentriert und wachsam sein muss, um Beeinflussungen abzuwehren.

Die entmutigte 5

leidet gleichzeitig an Einsamkeit und der Angst, dass ihr Übles geschehen könnte. Ihre Gedanken und Vermutungen sind in starkem Maße unrealistisch und führen zu Fehleinschätzungen, deren Folgen die Angst vergrößern. Sie hält trotzdem stur an ihren Gedankengebäuden fest. Hilfe wird als Angriff verstanden. Die 5 wird Helfer vor den Kopf stoßen und sich darüber freuen, dass sie sich gekränkt zurückziehen. Die Anspannung der entmutigten 5 ist so groß, dass sie sich nicht mehr konzentrieren kann. Die sonst friedliche 5 neigt jetzt zu hektischen, hasserfüllten Aktionen und überraschenden Gefühlsausbrüchen. Sie schlägt sozusagen um sich, weil die Angst vor Verlust der Distanz und die gleichzeitige Einsamkeit sie quasi zerreißt.

Entwicklung zur 7

Mythos: Rumpelstilzchen.

5

Typ 6 - Der Loyale - Der Advokat des Teufels

Die mutige 6

verhält sich in der Gemeinschaft förderlich und loyal, indem sie sowohl Führungspersonen in rechter Meise unterstützt als auch solidarisch mit Schwachen ist. Das heißt, sie kann sich gut einfügen, aber auch sehr mutig und energisch sein. Sie wirkt entspannt, ausgeglichen, humorvoll und ist an seiner attraktiven Ausstrahlung zu erkennen. Wahrheit ist für die mutige 6 ein wichtiger Wert, und sie hat ein starkes Gespür für das, was ehrlich gemeint und was unaufrichtige Taktik ist. Die 6 hat ein ausgeprägtes Einfühlungsvermögen und versteht sensibel ‚zwischen den Zeilen zu lesen‘.

Entwicklung zur 9.

Die alltägliche 6

achtet argwöhnisch darauf, was ‚wirklich‘ gemeint oder beabsichtigt ist. Ihre Grundsorge ist, dass sich etwas über ihr ‚zusammenbraut‘. So pendelt sie zwischen dem Wunsch, Lieblingskind zu sein und der Befürchtung, verurteilt und bestraft zu werden. Ständig prüft sie, woher der Wind weht‘ und handelt daher oft verzögert. Ihre Reaktionen sind schwer vorhersehbar, weil sie dazu neigt, von einem Zustand in den gegenteiligen zu wechseln. Mal ist sie liebenswürdig, mal reizbar, mal betont durchsetzungsfähig, mal unentschlossen.

Die entmutigte 6

erwartet, bestraft zu werden. Selbst Lob und anderes unterstützendes Verhalten von anderen Personen erlebt die entmutigte 6 als unaufrichtige Maske, hinter der die Verurteilung ihrer lauert. Das dient ihm als Vorwand, selbst unaufrichtig, voller Finten zu sein. Ihre Unehrlichkeit und Gemeinheit ist dabei so durchsichtig, dass sie sich am Ende selbst schadet. Sie bestraft sich selber, weil Sie sich für bestrafungswürdig hält und um eine noch härtere Strafe von außen zu vermeiden. Die entmutigte 6 ist hoch ängstlich und mutig-angriffslustig zugleich. Sie versucht anderen zu schaden, sie zu ‚demontieren‘, um über sie, die sie vernichten wollen, zu triumphieren.

Entwicklung zur 3.

Mythos: Michael Kohlhaas.

6

Typ 7 - Der Vielseitige - Der Epikureer

Die mutige 7

ist ihres Glückes Schmied. Sie versteht das Leben zu genießen und vertraut darauf, dass das Schicksal es gut mit ihr meint. Dabei kommt es ihr darauf an, sich und ihren Mitmenschen Wohlbefinden, Freude und intensives Erleben zu verschaffen.

Die Stärke ihres Denkens liegt im Herstellen von originellen Querverbindungen. Sie packt freudig vieles an und kann auch eine ‚Durststrecke‘ überstehen, wenn am Ende der Anstrengung ein schönes Ziel winkt. Die mutige 7 liebt Lebensgenüsse mit Niveau und Tiefgang. Sie ist mal temperamentvoll, mal nachdenklich, mal ‚mittendrin‘ und mal zurückgezogen, um aus der nötigen Distanz zu entscheiden, ob eine vergnügliche Sache sich lohnt.

Entwicklung zur 5.

Die alltägliche 7

will genießen, sich zerstreuen, im Mittelpunkt stehen. Sie hat viele Talente, bringt aber Aufgaben nicht zu Ende, wenn der anfängliche Spaß daran nachlaßt. Kontakte unterhält sie wegen des Vergnügens und bricht sie ab, wenn Beziehungen ihr Langeweile oder Unbequemlichkeiten bereiten. Ihr Denken flattert von einem Thema zum nächsten, ohne rechten Tiefgang. Sie ist hektisch, weil Sie die Ruhe und die Abwesenheit angenehmer Gefühle fürchtet.

Wer die 7 an die Einhaltung unangenehmer Pflichten erinnert oder seiner Suche nach Vergnügen Grenzen setzt, muss mit ärgerlichen, aggressiven oder auch verzweifelten Reaktionen rechnen.

Die entmutigte 7

hat ein starkes Verlangen, sich sofort und immer gut zu fühlen. Daher verplempert sie ihre Zeit damit, in oberflächlicher Weise Spaß und Beachtung zu suchen und zu erzwingen. Mit ihrer hektischen und rücksichtslosen Aufmerksamkeitssuche stört sie andere Menschen, die ihrerseits gereizt reagieren, ihr ausweichen und die 7 zu verachten beginnen. So gelingt es ihr trotz äußerster Anstrengung nicht, mit angenehmen Gefühlen die innere Stimme zu übertönen, die ihr sagt, dass sie schlecht und nichts wert ist.

Entwicklung zur 1

Mythos: Don Giovanni.

7

Typ 8 - Der Führer - Der Boss

Die mutige 8

möchte ihre Umgebung erobern, beherrschen und pflegen. Sie liebt Gefahren und Aufregungen. Da die mutige 8 durch viele Siege Selbstvertrauen gewonnen hat, kann sie gegenüber anderen großmütig sein. Sie greift nicht jeden Fehdehandschuh auf, sondern wägt ab, wann sich das Kämpfen lohnt. In konstruktiver Weise führt sie andere an, möchte nicht nur stark sein, sondern vergewissert sich auch der Liebe anderer Menschen und wird zum
Beschützer und Helfer.

Entwicklung zur 2.

Die alltägliche 8

will in jeder Situation siegreich sein. Sie hat enorm viel Kraft, ist immer konfliktbereit, ihre Aufmerksamkeit ist auf Konfrontation ausgerichtet. Einfühlung in andere kennt sie nicht, was andere fühlen, ist ihr nicht wichtig. Situationen werden danach eingeschätzt, ob für die 8 etwas dabei herausspringt. Gelderwerb hat so eine hohe Bedeutung, Geld macht sie unabhängig. Die alltägliche 8 neigt in allen Dingen zur Unmäßigkeit. Sie versteht übrigens gut zu bluffen und einzuschüchtern und muss so meist gar keine Gewalt anwenden.

Wer andere schikaniert, bedrängt, demütigt, muss natürlich ständig auf der Hut vor der unterdrückten Wut anderer sein und darf infolgedessen nie nachlassen.

Die entmutigte 8

ist rücksichtslos und offen gewalttätig. Sie ist unfair und schränkt ihre Konfliktbereitschaft auch dann nicht ein, wenn die Situation dies erfordert, entschlossen, andere psychisch oder physisch zu vernichten. Die entmutigte 8 kann sich nicht mehr realistisch einschätzen, Sie neigt zu Größen- und Allmachtsfantasien und vermutet überall Intrigen. Tatsächlich bringt sie ihre Mitmenschen gegen sich auf und erschöpft sich in pausenlosem Kampf. So ist die 8 am Ende einsam und hat nur noch entschlossene Gegner.

Entwicklung zur 5.

Mythos: Siegfried. Citizen Kane.

8

Typ 9 - Der Friedliebende - der Vermittler

Die mutige 9

kann meisterhaft zwischen verschiedenen Interessen vermitteln. Sie passt sich geschmeidig an und sorgt für eine auf Frieden ausgerichtete Atmosphäre. So behagt ihr eine Gemeinschaft, in der sie eine tragende aber nicht sichtbar hervorgehobene Rolle spielt. Einfühlungsvermögen, Selbstsicherheit und unaufdringliches Verhalten machen sie zu einem gern gesehenen Freund.

Sie spürt aber auch ihren Zorn, wenn andere sie ausnutzen wollen, und sagt entschieden „Nein“, um seinen eigenen - überlegten und und überlegenen - Weg zu gehen.

Entwicklung zur 3.

Die alltägliche 9

möchte Harmonie und Eins-Sein mit der Umgebung um jeden Preis. Sie setzt sich nicht gern mit Schwierigkeiten auseinander. Wenn sie ein Ziel angehen will, beschäftigt sie sich intensiv mit Nebensächlichkeiten und kommt mit der Hauptsache nicht voran. Da sie gewohnt ist, keine eigene Position zu beziehen, schiebt sie Entscheidungen lange vor sich her. Unter Druck gesetzt, wird sie immer langsamer, im Extremfall hört sie auf zu sprechen oder sich zu bewegen. Auf der anderen Seite kann sie viele Routinetätigkeiten mit Kraft und gleichzeitig, quasi automatisch, erledigen. Die 9 lässt sich lange ausnutzen, bis das Fass ‚überläuft‘ und sie, für andere überraschend, explodiert‘

Die alltägliche 9 fällt nicht auf, Sie wird leicht übersehen.

Die entmutigte 9

vernachlässigt sich selbst und andere - nachdem sie die Erfahrung gemacht hat, dass ihr Friedfertigkeit und Hingabe an andere keine Zuwendung und Achtung einbringt. Dadurch wird ihre Tendenz, passiv zu sein, noch verstärkt. Sie beginnt, sich und andere zu verachten. Unter Umständen brechen die lange unterdrückten Gefühle des Zorns durch. Die entmutigte 9 versucht sich selbst zu bestrafen oder andere mit ihrem Hass zu verfolgen.

Entwicklung zur 6.

Mythos: Aschenputtel

9

Typ 1 - Der Reformer - Der Perfektionist

Die mutige 1

lebt für ihre Überzeugungen und möchte für andere moralisches Vorbild sein. Sie strebt Vollkommenheit an, weiß aber um ihre Grenzen und kann sich entspannt, humorvoll, locker auf das Leben, wie es ist, einlassen. Sie hat erfahren, dass andere Menschen sie mit ihren Eigen- und Unvollkommenheiten mögen, dass sie mit ihren Fehlern viel gnädiger umgehen als sie selbst. Das erlaubt ihr, ihre Mitmenschen ebenfalls großzügig zu bewerten. Entspannt tut sie, was sie kann, um sich und anderen das Leben angenehm zu gestalten, ohne ihrer moralischen Grundhaltung untreu zu werden.

Entwicklung zur 7.

Die alltägliche 1

leidet an ihrer Unvollkommenheit und der des ihn umgebenden Lebens. Sie ist davon beseelt, anderen zu sagen und vorzuleben, was sie tun müssen, um ‚richtig‘ zu sein, und sie kann sehr zornig werden, wenn sie erlebt, dass andere sich um die Regeln des Zusammenlebens einfach nicht kümmern. Alles, was ihr begegnet, bewertet sie nach ‚richtig‘ und ‚falsch‘. Nach außen möchte sie einen perfekten Eindruck machen und kritisiert andere. Sie neigt dazu, eigene Gefühle und Wünsche zu verleugnen - ab und zu erlaubt sie sich verbotene Genüsse, wenn der Druck zu groß wird. Zu anderen streng sein und heimlich sündigen, so schleicht sich die Heuchelei in das Leben der 1.

Die entmutigte 1

tyrannisiert ihre Mitmenschen und neigt zu Zornesausbrüchen, wenn sie sich ihren Maßstäben und Anforderungen nicht beugen wollen oder sie gar wegen ihres fehlerhaften Verhaltens zu kritisieren wagen. Sie verzweifelt, weil es ihr immer weniger gelingt, die Illusion ihres unangreifbaren Lebensstils aufrechtzuerhalten. Die verbitterte Kritik an anderen und die Verzweiflung über eigene Fehler, das Schwanken zwischen Selbstüberschätzung und -verurteilung führen dazu, dass andere sich zurückziehen.

Entwicklung zur 4.

Mythos: Moses und das goldene Kalb.

1

Bannbotschaft, Antreiber und Erlaubnisse

Jeder Typus wird durch die Aufforderungen der Bann-Botschaft, des Antreibers und der Erlaubnis beschrieben. Unter der Typenbezeichnung findet sich das grundlegende psychologische Thema des persönlichen Dramas.

Beim Bann und bei der Erlaubnis ist der jeweilige Typus des Stress- und des Sicherheitspunktes angegeben, zu dem die Person wandert (siehe Abbildung )

2-3-4 Die Gefühls-Triade

Bann

Verbot und (Selbst-) Sanktion bei Über­tretung .

Antreiber

Tu dies, dann wirst du - vielleicht - erlöst.

Erlaubnis

Sei Du selbst, ohne Vorleistung.

Stresspunkt

Alltagspunkt

Sicherheitspunkt

Typ 2 - Der Helfer (Riso) - der Geber (Palmer)

Kindheit: Ambivalenz gegenüber dem Vater.

Sei nicht du. Wenn du nicht errätst und gibst,

was ich (Vater) brauche, lasse ich dich ohne Liebe.

Hass, Herrschsucht.


Sei anderen zu Gefal­len.

Sei dir selbst zu Gefallen.

Du darfst dich für das lieben lassen, was du bist und nicht nur für das, was du anderen tust. "Echte Demut ist eine Reaktion, die nicht darauf beruht, etwas zurückzubekommen." (PALMER, S.170)

geht nach Typ 8


geht nach Typ 4

Typ 3 - Der Statusmensch - Der Dynamiker

Kindheit: Identifikation mit der bewundernden Mutter.

Sei nicht Du. Wenn du nicht der Erste bist,
bist du für mich - nichts. Resignation,


Ziellosig­keit, Zerfahrenheit.
Sei bewundernswert. Sei besser als alle.
Konzentriere dich auf den Erfolg, verkör­pere ihn.
Streng dich an.

Du darfst die Vorzüge, ja sogar die Überlegenheit anderer aner­kennen, und ihnen gegenüber loyal sein. Du wirst die Erfah­rung machen, in deiner Unvoll­kommen­heit gemocht zu werden.

geht nach Typ 9


geht nach Typ 6

Typ 4 - Der Künstler - Der tragische Romantiker

Kindheit: Keine Identifikation mit den Eltern.

Mit dir stimmt etwas nicht.
Sei nicht nahe. Handle nicht. Sei nicht hier.
Von dir kann man nichts rechtes verlangen.
Innere Lähmung, trau­rige Verstim­mung.

Bemühen um Abhängigkeit.
Gehe in dich. Erst, wenn du deine Gefühle verstehst,
darfst du handeln.
Freue dich an deiner Gefühls­tiefe und Ausdruckskraft. Bleibe in der Realität, indem du dich mit ande­ren austauscht und dein Erleben durch Handeln berei­cherst .
Setze dir Regeln, diszipli­niere dich.

geht nach Typ 2


geht nach Typ 1

Enneagramm Grafik

5-6-7 Die Handlungs-Triade

Bann

Verbot und (Selbst-) Sanktion bei Über­tretung .

Antreiber

Tu dies, dann wirst du - vielleicht - erlöst.

Erlaubnis

Sei Du selbst, ohne Vorleistung.

Stresspunkt

Alltagspunkt

Sicherheitspunkt

Typ 5 - Der Denker - Der Beobachter

Kindheit: Distanz zu unberechenbaren Eltern.

Fühle nicht. Sei nicht nahe. Sei einsam.

Starke Gefühle des akuten Bedroht-Seins führen zu blindwüti­gem Aktionismus.
Denke nach und ver­stehe, dann darfst du handeln.
 
Schütze dich so vor den gefähr­lichen
Unberechenbarkeiten der Menschen:
finde heraus wie sie funktionieren.
Du wirst deine Fähigkeit, Dinge gründlich, ausdauernd und kreativ zu durchdenken, erst im regen Austausch mit anderen voll ent­wickeln.
So wirst du Sicherheit gewinnen und andere führen, als 'Pionier und Visionär', als 'kundiger Experte' (RISO).

geht nach Typ 7


geht nach Typ 8

Typ 6 - Der Loyale - Der Advokat des Teufels

Kindheit: Auf Vater bezogene Loyalität und Straferwartung

Du wirst sehr schlimm sein, und die gerechte Strafe wird dich tref­fen.
 
Vital-destruktives Ver­halten als Reaktion auf Verfolgungsvorstellun­gen.
Straferwartung und -erzwingung.

Sei anderen zu Gefal­len.
Gehorche und du bist mein Bester. Errate, was ich beab­sichtige.
Sei wachsam, damit dich niemand fertig­macht .
Öffne dich mit deiner Angst bei Menschen deines Vertrauens. Sei dir selbst zu Gefallen. Verschwende deinen Mut nicht gegen andere, nutze ihn für dich.
Nutze dein Einfühlungsver­mögen, um zu sehen, was wirklich ist.
Typ 9
geht nach Typ 3
geht nach Typ 9

Typ 7 - Der Vielseitige - Der Epikureer

Kindheit: Negative Beziehung zur Mutter. Oder andere Entbehrungen.

Du darfst nicht zur Ruhe kommen.
 
Sonst lasse ich dich spüren,
dass ich NICHT für dich da bin.
Ich lasse dich spüren, dass du es falsch machst
 
Panik, Selbstzweifel.
Sorge für dich selbst. Zerstreue dich,
be­schäftige dich, jage den Genüssen nach.
Genieße die Ruhe, die beschau­liche Betrachtung. Niemand wird dich deswegen verlassen, auch die guten Gefühle nicht. Alle werden dich noch mehr lieben.
geht nach Typ 1
geht nach Typ 5

Enneagramm Grafik

8-9-1 Die Beziehungs-Triade

Bann

Verbot und (Selbst-) Sanktion bei Über­tretung .

Antreiber

Tu dies, dann wirst du - vielleicht - erlöst.

Erlaubnis

Sei Du selbst, ohne Vorleistung.

Stresspunkt

Alltagspunkt

Sicherheitspunkt

Typ 8 - Der Führer - Der Boss

Kindheit: Trotz gegen die Mutter.

Sei kein Kind.
 
Wenn du mir nachgibst, aus dem 'Ring' gehst,
werde ich dich verachten.
Vernichtung der anderen. Rückzug, Wehrlosigkeit.

Sei stark.
Nimm dir, was du kriegen kannst.
Zeige deine Kraft und Mut.
Gewinne immer.
Wirkliche Stärke ist Großmut gegenüber anderen.
Du hast es nicht nötig, in jeden Kampf zu ziehen.
Genieße die Liebe anderer, denen du freundlich
entgegen kommst.

geht zu Typ 5
geht zu Typ 2

Typ 9 - Der Friedliebende - der Vermittler

Kindheit: Von den Eltern übersehen. Identifikation mit den Eltern.

Sei da und spiele mit.

Als Hintergrund, keine Solo-Rolle.

Habe keine eigenen Gefühle.

Sich Verlassen Fühlen.

Erwachen des 'eingeschlafenen Zorns'.

Sei einverstanden.

Füge dich ein.

Unterstütze andere.

Finde Spaß am Verfolgen eigener Ziele, sorge für Konzentration auf das Wesentliche.

Entscheide jedes mal aktiv, ob du dich anpassen willst oder ob es besser ist, dich abzugrenzen.

geht zu Typ 6


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Typ 1 - Der Reformer - Der Perfektionist

Kindheit: Negative Identifikation mit dem Vater.

Sei kein Kind.
 
Wenn du deinen Impulsen und Trieben nachgibst,
kommst du in die Hölle.
 
Depression, Selbstverachtung .
Sei perfekt.


'Vater'; du bist nicht akzeptabel, wie du bist,
du musst besser werden, immer besser.
(RISO.S.406)
Sei entspannt, lass los, hab' Spaß am Leben.
"Ein Typus eins auf dem Weg zur Integration
ist vom Olymp herabgestiegen und hat sich
unter die ganz gewöhnlichen Menschen gemischt."
(RISO. S.433)
"Ist der Ruf erst ruiniert, lebt es sich ganz ungeniert."
geht zu Typ 4
geht zu Typ 7

Enneagramm Grafik

Die Typen des Enneagramms in Sicherheit, Alltag und Stress

im Alltag:

2 ist hilfsbereit und möchte andere unterstützen. Sie fühlt sich dadurch, dass sie gebraucht wird, überlegen.

3 strengt sich an, um andere zu überflügeln, auf allen Schauplätzen, und gibt sich nur mit Menschen ab, die ihm dabei nützlich sind.

4 lebt stärker in ihren Gefühlen und Träumen als in der Gegenwart. Sie denkt darüber nach, wie schön sie sein könnte oder gewesen ist.

5 versucht die Welt gedanklich zu verstehen und zu ergründen, um sich vor unliebsamen Überraschungen zu schützen.
Durch ihre Gedanken hält sie sich Menschen und Dinge auf Abstand.

6 achtet argwöhnisch darauf, was ‚wirklich‘ gemeint oder beabsichtigt ist. Ihre Grundsorge ist, dass sich etwas über ihr ‚zusammenbraut‘ .

7 will genießen, sich zerstreuen, im Mittelpunkt stehen. Sie hat viele Talente, bringt aber Aufgaben nicht zuende, wenn der anfängliche Spaß daran nachlässt.

8 will in jeder Situation siegreich sein. Sie hat enorm viel Kraft, ist immer konfliktbereit, seine Aufmerksamkeit ist auf Konfrontation ausgerichtet.

9 möchte Harmonie und Eins-Sein mit der Umgebung um jeden Preis. Sie setzt sich nicht gern mit Schwierigkeiten auseinander.

1 leidet an der eigenen Unvollkommenheit und des sie umgebenden Lebens. Sie ist davon beseelt, anderen zu sagen und vorzuleben, was sie tun müssen.

Im Alltag glaubt die Person, nur so im Leben zurechtzukommen. Wenn sie in einer förderlichen Umgebung ist, kann sie sich weiterentwickeln. sie wird

mutig:

2 ist für andere da, wenn sie gebraucht wird. Sie kann gut unter­scheiden, ob die Hilfe dem Selbstwertgefühl des anderen wirklich gut tut oder ob jemand durch ihre Hilfe im Grunde unselbständig und klein wird.

3 strebt mit großer Vitalität nach Leistung. Sie findet leicht heraus, wie man zu herausragenden Erfolgen kommt, und kann sich dann sehr darüber freuen.

4 ist sensibel für sich und andere. Sie hat eine große Bewusstseinsweite und -tiefe, nimmt innere gefühlsmäßige Vorgänge und Gedanken deutlich wahr.

5 geht den Dingen gedanklich auf den Grund. Dabei ist sie, wenn sie sich mit einer Frage, einem Problem auseinandersetzt, gründlich, konzentriert und ausdauernd.

6 verhält sich in der Gemeinschaft förderlich und loyal, indem sie sowohl Führungspersonen in rechter Weise unterstützt als auch soli­darisch mit Schwachen ist.

7 ist ihres Glückes Schmied. Sie versteht das Leben zu genießen und vertraut darauf, dass das Schicksal es gut mit ihr meint. Dabei kommt es ihr darauf an, sich und anderen intensives Erleben zu verschaffen.

8 möchte ihre Umgebung erobern, beherrschen und pflegen. Sie liebt Kampf, Gefahren und Aufregungen und ist gern Beschützer Schwä­cherer.

9 kann meisterhaft zwischen verschiedenen Interessen vermitteln. Sie passt sich geschmeidig an und sorgt für eine auf Frieden ausgerich­tete Atmosphäre.

1 lebt für ihre Überzeugungen und möchte moralisches Vorbild sein.

Bei allem Streben nach Vollkommenheit kennt sie ihre Grenzen und kann sich locker und humorvoll auf das Leben, wie sie ist, einlas­sen

Nimmt die Umgebung keine Rücksicht auf die Bedürfnisse der Person, werden ihre Problemlösungs-Versuche mit zunehmender Entmutigung rigider, sie wirkt 'gestört'; also

entmutigt:

2 zürnt anderen wegen ihrer Undankbarkeit. Sie zwingt anderen ihre Hilfe auf und zeigt ihnen in abwertender Weise, dass sie nicht fähig sind, sich selbst zu helfen.

3 versucht sich, wenn echte Erfolge nicht zu haben sind, in ober­flächlicher Weise in Szene zu setzen und kann sich nur noch profi­lieren, indem sie andere behindert, herabsetzt, schädigt.

4 ist innerlich gelähmt und traurig verstimmt. Sie versteht weder sich noch andere, vereinsamt in der Beschäftigung mit ihren sehnsuchts­vollen Gefühlen und Gedanken, die weit fort in Raum und Zeit sind.

5 leidet an Einsamkeit und Angst, dass ihr Übles geschehen könnte. Ihre Gedanken führen zu Fehleinschätzungen, die ihre Angst noch vergrößern, und sie hält trotzdem stur daran fest.

6 erwartet, bestraft zu werden. Sie versucht, anderen zu schaden, sie zu 'demontieren', um über sie, die sie vernichten wollen, zu trium­phieren.

7 hat ein starkes Verlangen, sich sofort und immer gut zu fühlen. Mit ihrer hektischen und rücksichtslosen Aufmerksamkeitssuche stört sie andere Menschen, die ihrerseits gereizt reagieren.

8 ist rücksichtslos und offen gewalttätig. Sie bringt ihre Mitmenschen gegen sich auf und erschöpft sich in pausenlosem Kampf.

9 vernachlässigt sich und andere, nachdem sie die Erfahrung gemacht hat, dass ihr Friedfertigkeit und Hingabe an andere keine Zuwen­dung und Achtung einbringt. Sie beginnt, sich und andere zu ver­achten.

1 tyrannisiert ihre unbelehrbaren Mitmenschen mit Zornesausbrüchen und verzweifelt, weil es ihr nicht mehr gelingt, die eigenen Fehler, die eigene Schuld zu übersehen.

Enneagramm Grafik

Verwendungsmöglichkeiten

  • Viele Menschen befinden sich, wenn sie eine Beratungsstelle aufsuchen, im Stresszustand, gehören also möglicherweise einem anderen Typ an als dem, den sie gerade darstellen. Eine gefühlsbetonte, traurige Person in der psychologischen Beratung (Typ 4) ist sonst eine bewertende, nach Vollkommenheit strebende Person (Typ 1 im Alltag).

  • Das Enneagramm verrät, welche Entwicklung zur Integration eine Person im Laufe der Therapie durchlaufen kann. Ein Typ 4 sollte sich, um mit seiner Kreativität etwas anfangen zu können, disziplinieren lernen:

  • Die meisten Menschen denken, andere müssten sein wie sie. Sie sehen meist eher das Kontinuum von ‚gestört‘ zu ‚gesund‘, aber nicht die unterschiedlichen Ausprägungen und Motivationen von Menschen. Das Enneagramm bewirkt Toleranz, es zentriert die Aufmerksamkeit auf das „Anders-Sein“ des Mitmenschen, auf seine individuelle Entwicklung.

  • Das Enneagramm macht es möglich, Personen genauer zu beschreiben, Hypothesen über die Genese von Zustandsbildern zu formulieren, und Vorhersagen über zukünftiges Verhalten zu machen. PALMER gibt außerdem Hinweise auf ‚attraktive und unattraktive Umgebungen‘ für jeden Typ, was ebenfalls von therapeutischem Interesse ist.

  • Das Bemühen, Personen in das System einzuordnen, weckt die Aufmerksamkeit und das Interesse des Beraters oder der Beraterin.

  • Diskussionen über die Ursachen von ‚Gewalt‘ werden differenzierter. Wir sehen, dass es ganz unterschiedliche persönliche Entwicklungen geben kann, die zu Gewalttätigkeit führen. Wenn ich weiß, welchem Typ ich ähnlich bin, erkenne ich die Bedingungen, unter denen ich gewalttätig werde.

  • Das Enneagramm fördert eine systemische Sichtweise. Es regt zur Bildung von Hypothesen an, wie sich das Zusammenleben oder –arbeiten verschiedener Personen gestalten wird.

  • Das Enneagramm soll die psychosoziale Fantasie anregen. Es ist eine Beschreibung des inter- und intraindividuellen Fließens. Alfred ADLER (1935, 1983, Seite 71): „Um ein Individuum mit Worten verständlich darzustellen, ist eine umfassende Betrachtung all seiner Seiten erforderlich. Doch sind die Psychologen allzu oft versucht, abseits von dieser Erkenntnis die leichteren aber auch unfruchtbaren Bahnen der Klassifizierung einzuschlagen. Das ist eine Versuchung, der wir in unserer praktischen Arbeit nie nachgeben dürfen.“ .



Literatur

ADLER, Alfred (1933, 1983): Vor- und Nachteile des Minderwertigkeitsgefühls. In: Psychotherapie und Erziehung,. Ausgewählte Aufsätze. Band III, 1933-1937, S. 33.f.,
Fischer, Frankfurt am Main

ADLER, Alfred (1935,1983): Typologie der Stellungnahmen zu den Lebensproblemen. In: Psychotherapie und Erziehung. Ausgewählte Aufsätze. Band III, 1933-37.
Fischer, Frankfurt am Main,

BERNE, Eric (1983): Was sagen Sie, nachdem Sie >Guten Tag< gesagt haben? Fischer, Frankfurt

STEWART, Ian, JOINES, Vann (1990). Die Transaktionsanalyse. Eine neue Einführung in die TA, Herder, Freiburg

Die beiden Standardwerke zum Enneagramm:

PALMER Helen (1991): Das Enneagramm. Sich selbst und andere verstehen lernen. Knaur, München

RISO, Don Richard (1989): Die neun Typen der Persönlichkeit und das Enneagramm. Knaur, München.

Im Internet

Transaktionsanalyse. Eine Auswahl:

Einführung in die Kommunikationstheorie der TA, ohne Verfasserangabe
4-seitige pdf-Datei.

Dr. Maya Mäder: Eric Berne-farbe09
55-seitige pdf-Datei, umfassende Darstellung.

Leonhard Schlegel: Handwörterbuch der Transaktionsanalyse.
pdf. 391 Seiten.

Steffen Raebricht - Gründer von Transaktionsanalyse-online.de und andere: Transaktionsanalyse: Übungen

Enneagramm

Helen Palmer: Enneagramm-Studio
mit Selbsttest.

Sabine Kamp: Das Enneagramm

Harald Diehm: Carpe Die(h)m. Die neun Typen.
Tabellarische Auflistung, Schlagwörter, Textbeschreibungen.




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