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Grundfertigkeiten,
kognitive Basiskompetenzen
Flüssigkeit, Automatik

Die Grundschule oder die Primarstufe, meist die ersten vier Schuljahre, das ist die Drehschreibe für spätere Lebenschancen.

Warum? Weil in den ersten Schuljahren entschieden wird, was man an Grundfertigkeiten so gelernt hat, dass man flüssig damit umgeht wie mit anderen grundlegenden Fähigkeiten.

Zum Beispiel Laufen, Sprechen, Radfahren …

Diese Grundfertigkeiten sind


Rechnen

Lesen

Schreiben


Die grundlegenden Fertigkeiten in allen drei Bereichen beeinflussen die weiteren Bildungsgänge und die Geschwindigkeit und Perfektion komplexerer Aufgaben.

Lesen


Wer Schriften automatisch identifiziert und Wörter, Sätze oder gar Absätze beim Lesen blitzartig erfasst und versteht (geschriebene oder gedruckte Zeichen schnell entschlüsselt), ohne sich des Vorgangs des Entschlüsselns noch bewusst zu sein, kann sich sofort dem Inhalt des Gelesenen zuwenden.


Das Erlernen des Lesens geht über mehrere Stufen: Die Zuordnung von Schriftzeichen zu Lauten.

Die nächste Stufe besteht darin, eine Lautfolge zusammenziehen und darin eine sprachliche Bedeutung zu erkennen.

Wer auf dieser Stufe lernt, erkennt zum Beispiel ein Wort erst, wenn er/sie die erlesenen Laute zusammenzieht und ausspricht. Dann kommt das Aha-Erlebnis. H -a- u -s, aha, Haus. Die Entdeckung des Sinns der Zeichen-Laut-Folge. Diese Stufe ist nicht einfach, weil „man nicht spricht wie man schreibt oder liest“. Wie die meisten Sprachen ist auch die deutsche Sprache nicht lautgetreu.

Irgendwann erkennt man schlagartig und automatisch das Wort, das durch die Buchstabenfolge dargestellt ist.

Die nächste Stufe: Nun besteht die Sprache nicht aus isolierten Wörtern, sondern aus Sätzen. Man muss also mehrere Schriftzeichen/Wörter entschlüsseln, um die Aussage eines Satzes zu erkennen und zu verstehen. 

Wenn diese Entschlüsselung noch nicht schnell genug erfolgt, vergisst sie/er das am Anfang Gelesene leicht und kann den Sinn nicht erfassen.

Das macht das Lesen zu diesem Schritt mühevoll. Nur durch Praxis, durch Üben, erreicht man die letzte Stufe. Jetzt fliegen die Augen über den Text, und der Inhalt wird erfasst. Erst dann macht das Lesen richtig Spaß!


Lesen Können auf hoher Stufe hat durchaus einen politischen Aspekt: Zusammenhänge sind heute komplexer denn je. Je besser man lesen kann desto intensiver kann man sich mit den Komplexitäten des Lebens auseinandersetzen und fällt nicht auf Schlagzeilen, Schlagwörter populistische Botschaften herein.


Rechnen


Wer automatisch in den Zahlenzeichen Größen erkennt, Mengen, Längen, Abstände -

wer das Kleine Einmaleins auswendig kann und Aufgaben und Ergebnisse des kleinen Einmaleins

„im Schlaf“ weiß und schlagartig präsent hat, kann im Zahlenraum bis 100 auch mühelos teilen und Teiler erkennen, und sich dann komplexeren Berechnungen zuwenden, ohne den Taschenrechner zu benutzen oder an den Fingern abzuzählen oder Aufgaben des Kleinen Einmaleins durch wiederholte Additionen zu lösen. Zum Beispiel: will man das jedes Mal so machen?

7 mal 8 = 8 + 8 + 8 + 8 + 8 + 8 + 8 = 56

56 : 8 = 56 – 8 – 8 – 8 – 8 – 8 – 8 – 8 = 7

Das Kleine Einmaleins ist auch unerlässlich beim Teilen.

Eine wichtige Grundfertigkeit ist der Umgang mit Dezimalen: die Position des Kommas als Kennzeichnung, um welche Menge es geht und als Hilfsmittel zum Schätzen einer Größe. Wer bei Aufgabenergebnissen schätzen kann, macht weniger grobe Fehler beim Rechnen.


Schreiben


Schreiben gehörte ursprünglich zur dauerhaften Kommunikation: der Sender schreibt, der Empfänger liest. Müheloses Schreiben setzt voraus, dass man Wörter und Sätze eigener Gedanken in Schriftsymbole überträgt. Ist diese Fertigkeit perfektioniert, fällt das Schreiben ebenso leicht wie das Sprechen, auch wenn es in der Geschwindigkeit eher nicht mithalten kann (daher wurde zum Beispiel die Stenografie erfunden, um das Schreibtempo zu erhöhen eigentlich, indem man Buchstaben durch Silbensymbole ersetzte).


Alle diese automatisierten Fertigkeiten machen den Menschen unabhängig von Geräten. Ist das in der heutigen Zeit noch realistisch? Es gibt doch Tonaufzeichnung, Podcasts, Taschenrechner , man kann also Grundlegendes auf Geräte delegieren.


Wir brauchten eigentlich auch gar nicht mehr laufen lernen. Es gibt Rollstühle und jede Menge Fahrzeuge für alle möglichen Zwecke. Eigentlich könnten wir auch die Beine abschaffen.


Jede Verlagerung eigener Fähigkeiten, die man bereits hat oder mal gelernt hat, auf Geräte führt zu persönlichem Verlust.

Besonders reduzierend ist die Verwendung von online-Hilfsmitteln. Ein Lexikon oder Literatur in Buchform kann ich jederzeit nutzen, wenn ich es in meiner Nähe habe.


Das ist jetzt keine Bilderstürmerei. Natürlich ist die Informationsverbreitung und -nutzung ein großer Fortschritt.


Das Erlernen von gutem Basisverhalten im Rechnen, Lesen, Schreiben schult überdies weitere Fähigkeiten: Konzentration, Ausdauer, räumliches Denken (man spricht zum Beispiel vom „Zahlenraum“). Beim Lesen erweitert man seinen Wortschatz, lernt mehr als Nicht-Leser, Der Wissens-Vorsprung von Lesern und Nicht-Lesern vergrößert sich.


Beim Umgang mit Zahlen wird oft nicht zwischen absoluten Zahlen und Prozenten unterschieden. Das wird gern bei Preisangaben ausgenutzt, aber auch bei anderen Statistiken. Dass Statistik so einen schlechten Ruf hat, liegt nicht so sehr an der Statistik als vielmehr daran, dass sich Konsumierende von Statistiken nicht die Mühe geben, was eine Statistik in absoluten Zahlen bedeutet.

Wenn es irgendwo zwei Diebstähle im Jahr gibt, ist im nächsten Jahr eine Steigerung um 50% ein dritter Diebstahl! Bei zwanzig Diebstählen wäre eine Steigerung um 50% weitere zehn Diebstähle! Es kommt noch schlimmer, wenn man die Prozentzahl vom Jetzt ins vergangene Jahr berechnet.

In beiden Fällen wäre das eine Steigerung von rund 33%!


Fazit


Wer in den ersten vier Schuljahren seine Fertigkeiten in den Grundkenntnissen entwickelt hat, geht mit einem Riesenvorsprung und mehr Freude in die nächsten Schul- und Berufsausbildungsjahre und hat die Chance, auch im täglichen leben zu einem klügeren Menschen zu werden.