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Schulpsychologische Untersuchung von Kindern und Jugendlichen

Vorstellungsanlass

Der Vorzug schulpsychologischer Beratung besteht in der Offenheit für Fragestellungen von Lehrkräften, Eltern und Schülern.
Es kann darum gehen, bestimmte Diagnosen zu erstellen (Lese-Rechtschreib-Schwäche uam).
Vor allem aber soll herausgefunden werden, wie das Kind besser von der Schule profitiert, beim Lernen und hinsichtlich seiner sozialen Beziehungen.
Die Untersuchung soll zu einer verständlichen und plausiblen Beschreibung des Schulproblems führen.
Sie ist dann Grundlage für weitere Beratungen, Förder-Maßnahmen, Schullaufbahn-Entscheidungen.
Achtung: Die schulpsychologische Untersuchung ist KEINE PÄDAGOGISCHE Veranstaltung! Es geht nicht darum, das Kind zu einem "besseren" Verhalten
zu lenken, sondern es möglichst so zu erleben wie es ist. Also: strikte Trennung von Untersuchung und Beratung!

Eine vertrauensvolle und angstfreie Atmosphäre wird zum Beispiel mit einer Zeichenaufgabe hergestellt

Zum Beispiel mit dem Baumtest

Das Kind bekommt ein Blatt Papier, Malkreiden und einen Bleistift.
„Male bitte auf dieses Blatt Papier einen Obstbaum.“
Wenn das Kind fragt: „Welches Obst?“ oder „Darf ich etwas dazu malen?“

sage ich: „Das kannst du machen, wie du es gern möchtest. Absolute
künstlerische Freiheit.“
Fragt es weiter, was erlaubt ist, antworte ich: „Ja, mach' ruhig, das ist in
Ordnung. Es ist dein Bild.“

Baumzeichnungen

Der BAUM-Test ist ein außerordentlich informativer Einstieg:
Wie verhält sich das Kind bei der ersten ihm gestellten Aufgabe?
Vertieft es sich darin und vergisst meine Anwesenheit?
Unterhält sich das Kind beim Zeichnen mit mir?
Will es sehr schnell ein Urteil von mir?
Kommentiert es sich selbst? Zum Beispiel: „Malen kann ich nicht“? „oder: „Das ist
nicht schön geworden“?
Malt es schnell und flüchtig? Oder kann es kein Ende finden?
Ist die Zeichnung altersgemäß? Oder sogar künstlerisch?
Zeichnet es dabei weiter oder kann es nur entweder reden oder zeichnen?
Wie ist die Raumaufteilung des Baums? Nutzt das Kind das Blatt aus
oder malt es einen kleinen schüchternen Baum an den unteren Rand?
Schwebt der Baum in der Mitte des Bildes?
Hat der Baum Wurzeln und stehen die in einem Boden – oder auf dem Rand?
So bekomme ich in den ersten paar Minuten bereits wertvolle Hinweise über den
Umgang mit Leistung und die Einstellung dazu,
über seine graphomotorischen Fähigkeiten, seine Selbständigkeit oder sein
Abhängigkeitsbedürfnis ...

Standardisierte Intelligenz- und Schultests

mit unterschiedlicher Gewichtung je nach Fragestellung.

Bei den Ergebnissen geht es um die Leistungshöhe unter Berücksichtigung des Standardmess- und des -schätzfehlers.
So vermeidet man Überinterpretationen von Testdifferenzen.

Als INTELLIGENZ-Test verwende ich möglichst Verfahren, bei denen
das Kind eine Anweisung bekommt und dann einige Minuten allein arbeiten
muss (zum Beispiel CFT, PSB).
Das sind meist Gruppentests, sogenannte Papier-Bleistift-Tests.
Die Testsituation ähnelt der Situation der Kinder im Unterricht.
Zusätzlich zum Standardwert (IQ, T-Wert, Prozentrang) erhalte ich so
Informationen über den Aufmerksamkeits- und Arbeitsstil:
Kann das Kind mir zuhören? Oder fragt es zum Beispiel gleich nach, was es
machen soll, obwohl ich es gerade erklärt habe? Oder vergisst es die Anweisung
während des Arbeitens, das heißt, es wendet sie zunächst richtig an, später
nicht mehr?
Typisches Beispiel: „In jeder Reihe soll man die EINE falsche Zahl durchstreichen“.
Nach 10 Aufgaben streicht so manches Kind mehrere Zahlen in
einer Reihe durch.
Erkennt das Kind die Aufgaben-Schwierigkeit angemessen?
Manche Kinder sind immer vor der Zeit fertig, kontrollieren nicht und haben viele
Fehler.
Andere denken über einfachste Aufgaben viel zu lange nach.

Es gibt Fragestellungen, bei denen man auf die meist
ausführlicheren Einzel-Intelligenztests zurückgreifen muss:
Bei der Diagnostik der Hochbegabung,
des sonderpädagogischen Förderbedarfs (Lernbehinderung).
Bei diesen Tests (z.B. HAWIK, AID, KABC) wird dem Kind überwiegend
jede einzelne Testaufgabe vorgelegt bzw. werden einzelne Fragen gestellt,
so dass das Arbeitstempo und die Genauigkeit des Kindes eine viel
geringere Rolle spielt.
Im Extremfall kommt man mit beiden Testformen zu sehr unterschiedlichen
Ergebnissen. Ein lernbehindertes Kind mit sehr gutem Arbeitsverhalten wird
in einem als GruppenTest konzipierten Verfahren besser abschneiden -
ein intelligentes Kind mit Aufmerksamkeitsstörung schlechter.
Daher ist es manchmal sinnvoll, beide Testarten anzuwenden.

Einige Einzel- und Gruppentests von Basiskompetenzen (Lesen - Schreiben - Rechnen)  für Grundschüler HIER

Der Verfasser ist der Autor dieser Webseite.

Fragebögen zur emotionalen und sozialen Lage

Standardisierte Verfahren HIER

zum Beispiel Angstfragebogen, mehrdimensionaler Persönlichkeits-Fragebogen.
Achtung: die Lesefähigkeiten des Kindes berücksichtigen.

Satz-Ergänzung
Eine andere Methode, etwas über die Einstellungen und Gefühle von Kindern zu erfahren,
ist das Satzergänzungs-Verfahren:
das Kind sagt oder schreibt (ab Ende 3. Schuljahr)
vorgegebene Satzanfänge zu Ende. Beispiele:
➔ Heute __________________________________________________
➔ In der Schule ____________________________________________
➔ Vor einer Klassenarbeit ____________________________________
➔ Wenn ich mich im Unterricht melde ___________________________
➔ Meine Mutter ____________________________________________
➔ Ich habe noch nie _________________________________________
➔ Ich bin gern ______________________________________________
➔ In der Klasse bin ich die/der _________________________________
➔ Am liebsten ______________________________________________
IDiagnostiker stellen sich gern ihre eigenen Satzanfaänge zusammen. Im Laufe der Zeit
bilden sich interne Normen aus, was Standard- und was seltene oder ungewöhnliche Ergänzungen sind.

Erzähl-Verfahren

Schüler eine Geschichte erzählen lassen zu Bildvorlagen, zum Beispiel dem Thematischen-Apperzeptions-Test TAT.

„So, jetzt habe ich dir etwas zum Schreiben diktiert, jetzt kannst du mir etwas diktieren.“
Die Kinder sollen zu dem Bild eine Geschichte erzählen:
➔ Was geschieht da?
➔ Wie ist es dazu gekommen?
➔ Wie wird die Geschichte ausgehen?
Da gibt es verschiedene Themen, die Kinder spontan ansprechen:
Die Auseinandersetzung mit den Wünschen der Eltern, eigene Wünsche.
Erfolgs- und Misserfolgserwartungen.
Wie müssen Erwachsene sein, die mir wirklich helfen können?
Ist der Ausgang der Geschichte opti- oder pessimistisch?
Wird die Hauptfigur von sich aus aktiv, fällt sie selber Entscheidungen?
Übrigens: wenn das Kind nicht weiß, was da für ein Instrument liegt, sage ich es ihm.
Projektives Interview
Junge Kinder können ihre Meinungen und Einstellungen oft noch nicht in erwachsener
Manier zum Ausdruck bringen. Daher verwende ich ein sogenanntes „Erzählverfahren“.
Das Kind soll sich ein gleichaltriges Kind seines Geschlechts vorstellen und wird dann
zu diesem Kind interviewt. Gelegentlich wählt das Kind ein ihm bekanntes, zum Beispiel
aus der Nachbarschaft oder der Schulklasse. Das macht nichts. Im Laufe des Verfahrens
kommen die Kinder dann doch zu ihrer eigenen Person.
Ich frage das Kind über dieses andere Kind aus, Unter anderem stelle ich folgende Fragen:
➢ Wer gehört zu seiner Familie?
➢ Wie kommt es, dass das Kind eine gute/eine schlechte Arbeit geschrieben hat?
➢ Möchte es die Lehrerin behalten, die Klasse, die Schule?
➢ Wann ist es zu Hause am schönsten, wann doof?
➢ Wie sind die Kinder, mit denen sie/er am liebsten zusammen ist?
➢ Wie sollten gute Freunde sein?
➢ Wenn das Kind drei Wünsche hätte, was würde es sich wünschen?
➢ Will das Kind erwachsen werden oder lieber Kind bleiben?
Oder: 5 Jahre später. Wie ist es dem Kind ergangen?

Basteln Sie sich Ihr eigenes Interview.
Die Fragen sollen sowohl positive als auch negative Aussagen betreffen, auf keinen Fall eine negative Symptomabfrage sein.

Man kann diese Geschichte auch als Interview gestalten und eine Tonaufzeichnung vornehmen. Manche Kinder hören sich das gern hinterher an.

Verhalten der Psychologin, des Psychologen

Freundlich, Kopf Nicken, unverbindliches Lob (Prima, gut gemacht, schön, wie fandest du die Aufgaben? Kein Richtig-Falsch-Lob.
"Es ist ok, wie du das machst."
Wenn der Psychologe mitschreibt und darauf angesprochen wird, die Mitschrift zeigen und kommentieren. Beschreiben, nicht werten.
Das Kind soll sich angenommen fühlen, es soll erfahren, dass man sich für sie oder ihn interessiert.
Grundsätzlich:  Zeitdruck vermeiden, der zum Beispiel durch zu viele Termine nacheinander entsteht.

Am Schluss

darf sich das Kind einen Bonbon nehmen, und auf dem Flur wechseln Kind und ich
einige Worte mit den Eltern, wie es war (ohne bereits etwas über Ergebnisse zu
verraten).
Fast immer erzählen die Kinder den Eltern, dass es ihnen Freude gemacht hat. Einige
wollen ihren Baum zeigen oder ihre Geschichte den Eltern vorgelesen haben.

Die Kunst der anschließenden Beratung, sowohl mit den Eltern, dem Kind als auch den
Lehrkräften, besteht daran, eine lebendige und aussagekräftige Darstellung der
Ergebnisse zu liefern, und diese mit den Erfahrungen der Personen, die im Alltag mit
dem Kind umgehen, abzugleichen.
„So habe ich das Kind erlebt, das und das habe ich beobachtet.“

Die Leute sollen das Kind wieder erkennen und etwas Neues über das Kind erfahren.
Am gelungensten ist eine solche Darstellung, wenn sich „eine Richtung der
Behandlung“ schlüssig aus den Ergebnissen und Beobachtungen ergibt.
Darauf kann man dann gemeinsam in den folgenden Beratungen aufbauen.

Haben Sie Fragen?

Schreiben Sie mir gern eine Email

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