Alter Ego

Fragestellungen:

Gruppen sind häufig jahrelang zusammen, ohne dass die Teilnehmer auch nur basale Informationen übereinander haben.
Teams, Neigungs- und Trainingsgruppen brauchen oft sehr lange, um miteinander „warm“ zu werden.
Die Zusammenarbeit in Teams wird erleichtert, wenn das Bild davon, was andere denken und erleben, detailreicher
und weniger von pauschalen Urteilen geprägt ist.

Beschreibung:

Das ist eine vom Verfahren her einfache Übung: emotional ist die Übung unter Umständen anstrengend und aufwühlend.

Interview-Phase - 1 Stunde

Jeweils zwei Personen tun sich zusammen, eine Person berichtet etwa 5 Minuten über sich,
die andere hört zu, ermuntert zum Weiterreden, ohne groß Einfluss auf den Inhalt zu nehmen (Kopfnicken, "ja, aha" weite Fragen).
Es sollten sich möglichst keine Paare bilden, die sich intensiv kennen oder gar befreundet sind, weil dann nicht zu trennen ist,
was der Interviewer gehört oder schon vorher gewusst hat.
Nach zehn Minuten wechseln Interviewer und Interviewpartner die Rollen:

Rückmeldungs-Phase („Feed-Back“) - 1 Stunde

Danach stellen die Interviewer das Gehörte in der Ich-Form vor. Daher „Alter Ego“, das andere, das getauschte ich.
Das geschieht vor der Gesamtgruppe.

Die Ausführungen der interviewten Person in der Ich-Form zu wiederholen, ist der Kick dieser Übung.
Damit wird eine sprachliche Identifikation mit dem Interviewpartner erzwungen. Je unähnlicher Erleben und Meinungen
des Interviewpartners sind, desto schwerer fällt das. Es suggeriert: das könnte auch ich sein.
Manchmal vergisst die Gruppe sogar für einen Moment, dass das Wiedergegebene gar nicht zu dem Interviewer gehört.
Die interviewte Person hat danach die Gelegenheit, die Vorstellung auf Richtigkeit zu bewerten und ggf. zu korrigieren.
Sie gibt außerdem Eine Einschätzung des Interviewer-Verhaltens.
Anschließend teilen die anderen Teilnehmer, so gewünscht, ihre Eindrücke mit.

Größere Gruppen werden geteilt. Die gesamte Runde sollte nicht mehr als 60 - 80 Minuten dauern,
um einem Spannungsabfall vorzubeugen.

Danach kann eine

Allgemeine Auswertungs-Phase - 30 Minuten angeschlosssen werden, wenn die Stimmung danach ist.

Was hat Teilnehmer besonders beeindruckt?

Was können Teilnehmer aus dem Erlebten für künftige Gespräche ableiten?
Gibt es Aspekte der Gesprächsführung, die in der Gruppe weiter behandelt werden sollten?
....

Die Auswahl des Themas hängt von der Zielsetzung der Gruppe ab und vom bereits bestehenden Maß der Vertrautheit.
Alter Ego am Anfang, in der Findungsphase der Gruppe:
Was erwarte ich in dieser Gruppe, was möchte ich erreichen, wann wäre meine Teilnahme für mich ein Erfolg, was würde mich enttäuschen?
Die Thematik könnte auch quasi ein kleines Vorstellungsgespräch sein:
Was bringe ich für Vorerfahrungen mit, was möchte ich bei mir verbessern oder intensivieren …
Welche Bedeutung hat meine Teilnahme für mich?
Man kann auch einen kurzen Abriss im Sinne eines Lebenslaufes geben. Wo komme ich her, Familienstand, Beruf.
Alter Ego kann auch im Laufe einer Veranstaltungsreihe mit einer Gruppe immer wieder angewandt werden, zum Beispiel mit einer spezifischen Fragestellung.
Es können auch Paare gebildet werden, die zu einem Thema unterschiedliche Meinungen haben. Das hilft, um die andere Seite vorurteilsfreier zu verstehen.
Das Ganze streng in maximal 10 Minuten, auf keinen Fall werden ausschweifende Monologe geduldet. Das Alter Ego ist anstrengend genug
und erfordert viel Konzentration beim Interview und anschließend beim Zuhören in der Gruppe.

Ziel der Übung

ist eine schnellere Vertrautheit der Teilnehmerinnen und Teilnehm
Erhöhung der Transparenz in der Gruppe
das Training der Konzentration auf Gesprächspartner und die Einübung von Zuhören und Verstehen, also die Verbesserung der Gesprächsführung.

Beispiele für Themen (Schule):

Wie gehe ich mit störendem Verhalten im Unterricht um?
Was sind meine Grundsätze bei Gesprächen mit Eltern?
In welchen schulischen Situationen fühle ich mich am wohlsten?
Was erwarte ich von Kolleginnen und Kollegen, die mit mir im Team arbeiten?
Welche Zeit im meinem Berufsleben war für mich die Schönste?
Wie gehe ich mit schüchternen, schweigsamen Schülern um?
Wie bringe ich Schülern bei, ihr Lernen zu organisieren?
...

Viel Spaß und gute Erfahrungen mit dieser Übung!