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Bremen: Schulvermeidung spürbar gestiegen

Überarbeitet am 29. September 2017 und Februar 2020.
Und dann kam die Pandemie.

Dieser Themenbereich war im Jahre 2000 der Ausgangspunkt für die Seite www.uwewiest.de. Es gab mal ein Bremer Projekt: »Schulvermeidung – spürbar reduzieren« in Bremen. Das war ein Kind des damaligen Schulsenators Willi Lemke. Es handelte sich überwiegend um Maßnahmen des Schulbe­reichs und der Koordination verschiedener Einrichtungen und Dienste. Ein wesentlicher Bestandteil war die Erhö­hung von Kontrolle und Druck auf die und durch die Lehrkräfte und Schulleitungen, inklusive der Dokumentation der getroffenen Schritte.

Wissenschaftliche Kontrolle und Beratung wurde von den damals maßgeblichen Spitzenbeamten des Ressorts abgelehnt. Eine Auswertung der Wirkung von Maßnahmen (neudeutsch Evaluation) fand nicht statt. Es war eben nur ein politisches Thema, nicht auf Nachhaltigkeit angelegt, wie das allzuoft in Bremen geschah und geschieht.

In den eingerichteten interdisziplinären ressortübergreifenden Schulvermeidungs-Aus­schüs­sen (Schups) wurde sehr schnell klar: die hartnäckigen Fälle waren durch staatliche und kurative Institutionen kaum erreichbar. Schulische Sonderklassen für Schulmeider sind im Übrigen teuer und wenig wirksam.

Spürbar reduzieren? Fehlanzeige, die Klagen über Schulversäum­nisse in Bremen bestehen nach wie vor. Es ist sogar noch viel schlimmer geworden: siehe Weser-Kurier2017 und 2020.

Die Verwaltung agiert, reformiert und gibt sogenannte Handreichungen heraus. Es kommt nicht darauf an, dass dadurch ein positiver Wandel eintritt, sondern dass die Verwaltung tätig geworden ist und die obersten Vorgesetzten zufrieden sind.

Dabei ist es viel ökonomischer, Prävention zu betreiben, sich um die Kinder Kinder und Jugendlichen zu bemühen, die die Schule zwar noch besuchen, aber Probleme in und mit der Schule, mit dem Lernen und ihren Beziehungen haben. Da ist nämlich noch mit verhältnismäßig wenig Aufwand etwas zu machen, sprich mit ambulanter schulpsychologischer Beratung. Im Schulpsychologischen Dienst der Stadtgemeine Bremen (1964 bis 2005) gingen jährlich bis zu 1300 Anmeldungen ein, die Beratungen von Schülern, Eltern, Lehrkräften fanden relativ zeitnah statt. Jetzt haben die Bremer einen professionellen Gemischtwarenladen REBUZ, der, wie man im Weser-Kurier lesen konnte, auch noch völlig unterbesetzt ist.

Wir konnten und können schon bei Pippi Langstrumpf, der berühmtesten Schulmeiderin, lernen, wie hilflos Expertinnen und Experten des Staates (»Prusselise«) sein können. Da schlagen wir uns doch emotional alle auf die Seite der Schulschwänzerin und finden die nette Expertin mit ihrem Oberschichts-Outfit und -Verhal­ten doof.

Woran liegt das? Weil bei manchen Kindern angesichts ihrer Gesamtsituation durch den Schulbesuch gar nichts gewonnen wird, außer, dass der Staat sein Gewalt­monopol mit freundlichen Leuten durchsetzt. Wichtig ist, zu erkennen, wo das Pferd seinen Kopf und seinen Schwanz hat, um es richtig aufzuzäumen.

Was ist denn, wenn jemand wieder regelmäßig zur Schule geht, aber weiterhin nichts (schulisch) lernt und sogar den Unterricht stört und andere im Lernen und in der Entwicklung beeinträchtigt? Oder einfach stumpf da sitzt?

Gerade bei Schulvermeiderinnen und -vermeidern sind die Beziehungen wichtig, beispielsweise zu den Lehrkräften. Die Prusselise interessiert sich nicht dafür, wie Pippi mit ihrer Situation zurechtkommt, sie hat nur ihre institutionelle Aufgabe (Kinderheim, Schulbesuch) im Kopf. Vor allem aber: ihre Vorstellung vom richtigen Leben. Wie man sein soll und wie man nicht sein soll.

Gut, dass Pippi wenigstens ihre Goldstücke hat. Daran fehlt es den meisten realen Pippis.

2020: Es hat sich nichts getan.