Umgang mit sich und anderen:
Positive und negative Konsequenzen.Belohnung,
Bestrafung, Löschung
Grundlagen
Menschen belohnen und bestrafen – sich
gegenseitig. Willentlich und unwillentlich.
Mann kann jede Interaktion als Kette von
Belohnungen und Bestrafungen deuten. Zum Beispiel Gespräche: jemanden
als Folge einer Äußerung interessiert ansehen oder gelangweilt
weggucken oder von etwas Anderem reden.
Es handelt sich bei genauerem Hinsehen nicht
um zwei, sondern um vier Komponenten:
Belohnung1
bedeutet: Jemand erhält als Ergebnis seines Verhaltens etwas Angenehmes
(C+).
Beispiel: ein Schüler ist vor der Zeit mit
seiner Arbeit fertig und darf in seinem Lieblingsbuch lesen.
oder die Lehrerin
wechselt ein paar freundliche aufmunternde Worte mit ihm.
Oder:
jemand wird als Ergebnis seines Verhaltens von etwas Unangenehmen (C-)
befreit.
Ein Kranker nimmt
eine Tablette, und der Schmerz lässt nach.
Schüler
beteiligen sich am Unterricht, weil sie beobachtet haben: wer mitmacht,
wird am Anfang der Stunde beim Abfragen der Hausaufgaben (C-) nicht
berücksichtigt.
Bestrafung ist das Gegenteil: etwas Angenehmes
(C+) wird weggenommen:
Ein Schüler hat
beim Arbeiten getrödelt und muss seine Freizeit am Nachmittag opfern,
um sie fertig zu stellen.
Jemand ist zu
schnell gefahren und wird geblitzt. Eine Geldstrafe wird fällig.
Belohnung ist also die Darbietung von C+ oder
die Beendigung von C-.
Bestrafung ist die Darbietung von C- oder das
Ausbleiben von C+.
Man lernt also auf zwei Weisen: indem man
anstrebt, die Belohnung, die positive Konsequenz zu erhalten, oder die
Bestrafung, die negative Konsequenz zu vermeiden.
Es ist oft nicht leicht zu erkennen, was wie
eine Belohnung oder Bestrafung wirkt. Es kommt auch darauf an, was die
Beteiligten als Belohnung oder Bestrafung auffassen!
Wenn ein Lehrer eine Schülerin anblafft, kann
das unter Umständen wie eine Belohnung wirken: nach dem Motto: die
Hauptsache, er bemerkt mich.
Ach ja, dann gibt es noch eine Art der
Verhaltens-Beeinflussung: Nichts tun. Man nennt das Löschen.
Zum Beispiel ein
unangemessenes Verhalten nicht beachten, um es nicht versehentlich zu
belohnen. Aber wehe, man beachtet es eben doch ab und zu mal: dann
entsteht ein sehr stabiles unangemessenes Verhalten. Beispiel: die
Mutter, die dem quengelnden Kleinkind an der Kasse alle paar Mal
nachgibt und ihm da etwas kauft. Das Quengeln wird zunehmen.
Vorschläge
Eine Schulklasse ist unruhig und
undiszipliniert. Die Lehrerin fordert sie mehrfach auf, ruhig zu sein.
Schließlich regt sie sich furchtbar auf und
brüllt. Die Klasse ist ruhig. Dazu passt der Satz:“Ich habe euch
hundertmal gesagt ...“ Analysiere das mal als Belohnungs- oder
Bestrafungsmuster.
Stelle mal eine Liste zusammen: welches
Verhalten von Schülern kann man womit belohnen?
Welche Ereignisse können je nach Situation und
Bedürfnissen positive oder negative Konsequenzen sein?
1Psychologische
Fachleute nennen die Belohnung Verstärkung, weil sie eine
Verhaltenstendenz verstärkt.
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Dr. Uwe Wiest, Dipl.-Psych.
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Aktualisiert am 2. März 2018