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Selbsteinschätzung:

Wie bin ich, wie möchte ich sein


Gelegentlich ist es sinnvoll und interessant, sich darauf zu besinnen: was bin ich für ein Mensch, wie nehme ich mich selber wahr, wie möchte ich gern sein, wie sehen mich andere Personen, die in meiner Umgebung oder Fremde.

Bin ich damit, wie ich bin, zufrieden? Möchte ich mich in dem einen oder anderen Punkt ändern? Kann ich das,? was fällt mir schwer? Was hindert mich daran, mich zu ändern?


Magst du dich?

Wichtig ist, dass du ein positives Grundgefühl hast, wenn du dich im Spiegel betrachtest. Magst du dich anlächeln? Ich halte es dagegen nicht für ein Ideal, mit sich hundertprozentig zufrieden zu sein. Selbstzweifel sind der Motor für Verbesserung und Lernen. Eine gewisse Selbstkritik verhindert auch Enttäuschungen.

Quälende Selbstzweifel, ständiges bohrendes Vergegenwärtigen, was man alles falsch gemacht hat, was an einem nicht schön ist, was man alles nicht gut kann, machen dich dagegen fertig.

Du kannst Änderungen an deinem Äußeren, an deinem Verhalten, an deinen Meinungen vornehmen, kleine übersichtliche Änderungen.

Du kannst dir aber auch sagen: o.k ich finde manches an mir gut, ich kenne meine Stärken und Schwächen, das nehme ich so hin. Bei anderen Menschen ist das sicher auch nicht anders. Ich möchte mich nicht über Gebühr mit mir selbst beschäftigen.

Wirst du gemocht?

Das hängt natürlich mit der ersten Frage zusammen. Muss es aber nicht.

Erst einmal: man kann nicht von allen gemocht werden. Wer das zu erreichen versucht, hechelt immer hinter anderen Menschen her, dabei ist in manchen Situationen sogar wichtig, etwas zu tun oder eine Haltung einzunehmen, die andere nicht mögen.

Aber es gibt so Dinge, mit denen man immer wieder bei anderen aneckt. Unfreundlichkeit, Besserwisserei, langweiliges Dauerreden, Geiz, ja, da gibt es viele Beispiele.

Oder: ungepflegtes Auftreten. Stinken. Mundgeruch. Zu dicht an Leute herangehen, andere betatschen. Viel zu laut reden. Ständig jammern, von seinen körperlichen Symptomen berichten oder von Katastrophen.

Ja, es gibt so viele Möglichkeiten, anderen auf die Nerven zu gehen.

Ständige Unpünktlichkeit, sich nicht an Absprachen halten. Herumprahlen. Du kannst alles besser, du machst alles richtig, du hast die richtige Meinung.

Beobachte dich selber, ändere dies und das ab und genieße deinen zunehmenden Erfolg bei anderen Menschen.

Ach ja: Mauerblümchen. Übersieht man dich gern? Du ärgerst niemanden, du begeisterst niemanden, du bist einfach nicht da. Eine graue Maus. Wenn jemand dich beschreiben wollte, da gibt es einfach kein besonderes Merkmal. kannst du meisterhaft deine Talente verstecken? Gehst du Leuten aus dem Weg und ärgerst dich, dass du keine Freunde hast?

Entwickle mal ein Profil. Arbeite an deinem Äußeren. Erzähle von dir. Suche Gemeinsamkeiten. Nimm Anteil, interessiere dich für andere.

Bist du ausgeglichen?

Bist du ein Zappelphilipp oder eine Schlaftablette? Ich hoffe, irgendetwas dazwischen.

Etwas Schönes ist die innere Ruhe. Wenn du gern auch mal allein bist und dabei nicht unruhig wirst oder negative Gedanken und Gefühle dich quälen.

Manche Leute sind von Natur aus ruhig und das macht sie stark. Nicht zu verwechseln mit Trägheit, Müdigkeit, Desinteresse.

Menschen, die immer auf dem Sprung sind, haben davon natürlich auch Vorteile. Sie sind neugierig und aktiv, sie ärgern sich leicht, sind leicht traurig, aber haben auch die andere Seite: Fröhlichkeit, sie genießen gute Stunden, reißen andere mit guter Laune mit.

Wer zu unruhig ist, wen Ängste, Selbstzweifel quälen, wer unsicher ist, sollte es mal mit Entspannungsverfahren versuchen.

Umgekehrt: wer ein wenig stumpf und ohne rechte Initiative ist, sollte sich Ziele setzen, sich einen Plan machen, und das durchziehen.

Wirst du geliebt?

Es ist wunderbar, von jemandem geliebt zu werden. Von einer attraktiven Person, die an dir nur Gutes, Begeisterndes sieht. Die nichts anderes will als dich.

Das ist toll, das erlebt nicht jeder, und das muss in dieser Ausschließlichkeit auch nicht sein. Wenn du zu stark und heftig geliebt wirst, kann das auf die Dauer eine einengende Falle sein, und wehe wenn du diese Liebe nicht mehr so recht erwidern kannst. Ein Thema für Dramen und Opern.

Etwas Distanz zur rechten Zeit kann da nicht schaden.

Die andere Seite: wenn du nicht geliebt wirst. Oder nicht mehr geliebt wirst. Kann dir ja egal sein, die Hauptsache, niemand stört deine Kreise. Kommst du damit wirklich klar? Merkst du überhaupt, ob du geliebt wirst? Weißt du überhaupt, wie du es anstellen kannst, dass du geliebt wirst?

Es ist schon komisch. Manche kommen gut mit wenig Liebe aus, andere verzehren sich geradezu danach, geliebt zu werden. Vielleicht ganz besonders von einer bestimmten Person.

Liebst du?

Manche sind verrückt nach jemandem, andere empfinden eine milde Zuneigung, in beiden Fällen sind es starke Gefühle. Im Laufe der Zeit nimmst du solche Gefühle nicht mehr wahr und musst dir vielleicht erst einmal darüber klar werden, ob du sie noch hast. Partner können zum Inventar deines Lebens werden

und damit emotional immer weniger bedeutsam. Das nimmt dir und ihr-ihm ein Stück Lebensqualität. Liebe nimmt zu, wenn man sie zeigt. Woran erkennt sie-er, dass du liebst?

Das gilt für Partner, und für deine Kinder, oder die Eltern ….

Kümmerst du dich?

Es gibt ein zu viel und ein zu wenig des Kümmerns. Gut ist, wenn du aufmerksam bist und siehst, wenn jemand deine Unterstützung benötigt. Nicht so gut ist, wenn du automatisch danach Ausschau hältst, ob du jemandem etwas abnehmen kannst, und das automatisch das dann auch tust. Die alte Frau über die Straße bringen, die das gar nicht will.

Dann gibt es die Egoisten, die ein Talent haben, andere für sich funktionieren zu lassen, und von denen nie eine Gegenleistung kommt. Oder solche, die für jede Hilfe eine Rechnung schreiben.

Das Kümmern ist schon eine Kunst. Zum Kümmern gehört auch Verlässlichkeit. Wichtig ist aber auch, sich nicht ausnutzen zu lassen. Wenn deine Hilfe zur Selbstverständlichkeit wird, die keine Beachtung findet oder gar mit Kritik überhäuft wird, ist der Zeitpunkt für einen Kurswechsel gekommen.

Pflegst du dich?

Manche Menschen gehen mit sich nicht achtsam um. Oberflächlich gesehen sind sie unsensibel und faul. Sie mögen nicht duschen, keinerlei körperliche Bewegung ausüben, Tag und Nacht denselben Jogging-Anzug tragen, zu viel und minderwertig essen, rauchen, Alkohol trinken, wahllos …

In den meisten Fällen ist die mangelnde Selbstpflege eine Form der Selbst-Missachtung.

Mache mal die Erfahrung, wenn du dicht ordentlich anziehst, und „wie aus dem Ei gepellt“ herumläufst, was du für ein Echo deiner Mitmenschen bekommst. Vor allem aber: das Äußere wirkt auf das Innere. Wenn du äußerlich aufgeräumt bist, wird das auch dein Inneres.

Du kannst sauber sein, gepflegt sein, geschmackvoll, kreativ wirken, Stil haben. Wenn dein Äußeres stimmt, gewinnst du in Sekundenbruchteilen, wofür du sonst vielleicht monatelang werben müsstest.

Aber es geht nicht nur um Äußeres. Gehe mit dir konstruktiv um. Pflege – deine Talente. Deine Freundlichkeit. Dein sicheres Auftreten. Sei angenehm, aber auch ein Person, die ausstrahlt: Ihr sollt mich respektieren, so wie ich mich selber respektiere.

Respekt bekommt man nicht durch Aggressivität, Geschrei, testosteronhaftes Auftreten.

Geschlechter-abhängig? Ich habe kleine zarte Lehrerinnen erlebt, die von Kollegen und Kolleginnen um Hilfe gebeten wurden, wenn es darum ging, Brecher von ungebildeten Muskelmännern mit unverschämtem Auftreten zur Raison zu bringen.

Beobachte Menschen, die mit natürlicher Autorität eine Situation beherrschen. Du lernst oft mehr durch Beobachtung als durch Reden Zuhören.

Ausbildung, Beruf, Standort, Bindung, das Richtige?

Würdest du, wenn du die Wahl hättest, noch einmal diese Ausbildung, diesen Beruf wählen?

Die Berufstätigkeit besteht aus verschiedenen Facetten, dem Beruf, dem speziellen Arbeitsplatz, der Anpassung der eigenen Fähigkeiten an eben diesen Arbeitsplatz. Gibt es dort die Chance einer Weiterentwicklung? Oder bist du da zufrieden und könntest das jahrelang weitermachen?

Bist du ein Mensch, der gern allein arbeitet oder lieber im Team? Was für Vorgesetzte, Kollegen, Mitarbeiter sind für dich förderlich, egal, eher hinderlich?

Kannst du dich erinnern, was du eigentlich mal werden wolltest? Stimmen deine Träume mit dem Erreichten überein? Fühlst du dich unter- oder überfordert? Wie groß ist deine Lust den Arbeitsplatz oder gar den Beruf zu wechseln? Manchmal scheitern Wechsel-Impulse auch daran, dass man der Familie, den Kindern, den Wechsel nicht zumuten möchte, dass du Wohneigentum erworben hast, nicht gern lange Anfahrtswege in Kauf nehmen möchtest. Oder du selbst kannst du dich am besten in einer stabilen und festen Umgebung und Bindung glücklich fühlen und dich entfalten.

Manchmal ist es auch schwer, gewachsene Bindungen am Wohnort aufzugeben.

Oder bist du eher ein Wanderbursche, der seine Umgebung und seinen Arbeitsplatz schnell satt hat und immer mal wieder Neues braucht? Vielleicht hast du die Erfahrung gemacht, dass es dir jedes Mal gut getan hat, wenn du wechselst.

Geht das so weit, dass du dich deiner Beziehung immer mal wieder überdrüssig wirst und du den Impuls einer neuen Partnerschaft brauchst? Bist du schnell ungeduldig, fühlst du dich schnell „angenagelt“?

Manchmal steht einem die Neigung zum Festhalten, manchmal der schnelle Überdruss und der Fluchtreflex im Weg.

Einkommen angemessen?

Viel arbeiten, geringes Einkommen, gutes Gleichgewicht, perfekter Einsatz deiner Fähigkeiten, du leistest Gutes für viel Geld mit mäßiger Anstrengung.

Wenn du wenig verdienst, bist du zu gering ausgebildet, forderst du zu wenig, bist du eventuell bereit, Firma und Ort zu wechseln, um mehr zu verdienen?

Manchmal wählt man eine vergleichsweise geringe Bezahlung, weil der Arbeitsplatz und der Beruf perfekt passt.

Ist deine Partnerin, dein Partner besser qualifiziert, solltest du vielleicht kürzer treten, so dass das Familieneinkommen dann höher ist?

Bist du gesund?

Die körperliche Konstitution, eine Anfälligkeit für Erkrankungen, eine Behinderung, ein Leiden, engt deinen Spielraum ein.

Es gibt auch paradoxe Entwicklungen. Jemand ist körperlich angeschlagen und entwickelt jetzt erst recht Kräfte, zu einem besseren Leben zu kommen.

Manche Menschen sind wegen ihrer gesundheitlichen Schäden resigniert und traurig. Vielleicht hilft eine nahestehende Person, eine Perspektive zu entwickeln – oder eine professionelle Beratung.

Manche Menschen sind auch deshalb körperlich nicht fit und anfällig, weil sie einfach zu wenig für sich tun.

Wenn man eine Krankheit oder eine Behinderung bekommt, heißt das unter Umständen auch, dass man Dinge, die man konnte, jetzt nicht mehr kann. Was folgt daraus? Du hast sicher noch andere Talente, die du bisher nicht gepflegt hast und die du jetzt in Angriff nehmen kannst. Wenn es mit dem Sport nicht mehr will, vielleicht Musik? Ein Instrument lernen? Singen?

Deine Träume – wurden sie wahr?

Du wolltest als kleiner Junge einen Lastwagen fahren. Dann hast du Abitur gemacht, BWL studiert und hast einen sehr gut bezahlten Verwaltungs-Posten in einer Firma.

Du bist damit sehr, sehr zufrieden. Schön.

Ich kenne einen Menschen, der fährt Lastwagen. Das macht ihn glücklich. Er ist gern allein. Sitzt in seinem Führerhaus, hat Kontakt, wenn er auflädt und entlädt und liegt die meiste Zeit auf der Autobahn und der Landstraße. Die Bezahlung ist halt wie sie ist. Aber er ist in seinem Element. Die meiste Zeit nervt ihn niemand.

Beruflicher Aufstieg kann dich also daran hindern, deinen Traum zu verwirklichen.

Dann liest man von einem hochbezahlten Manager, der nach Tibet geht und Bettelmönch wird und nur noch lächelt und entspannt ist. Die ganze Belastung durch Reichtum und Macht liegt hinter ihm. Er konnte außerdem viele glücklich machen, weil er alles verschenkt hat und einen Posten frei gemacht hat.

Ich wollte Pastor werden und ich ärgere mich noch heute über langweilige Predigten, die bei mir aber auch gar nichts auslösen. Ich weiß noch heute, wie viele Fensterscheiben unsere Kirche hat.

Wenn du Lok-Führer werden wolltest, hast du vielleicht in deiner tollen Villa eine Klasse Märklin-Bahn mit Landschaft, Hauptbahnhof und Weichen.

Vielleicht wolltest du als Kind jemand werden, der aufrichtig und fair ist. Und du hast das erreicht. Oder es ist dir wieder eingefallen und du setzt das jetzt um. Viel Glück.

Hast du Mut?

In der Pubertät, vor allem wenn du ein Junge bist, musst du zeigen, dass du dich etwas traust (Kästner: Das fliegende Klassenzimmer). Gut, darum geht es hier weniger. Ich denke daran, dass Leute aus ihrem Elend, ihrer Langeweile, ihrer Armut, ihrem Suchtproblem, ihrer Abhängigkeit von jemandem oder anderen, oder was es auch immer ist, nicht herauskommen, weil ihnen der Mumm fehlt. Sie wagen nichts. Lieber Leiden und im Mist stecken.

Manche würden etwas in ihrem Leben besser machen, aber sie scheuen sich. Um sie herum bauen sich Barrieren auf. Scheinbar unüberwindliche Ängste, fehlendes Selbstvertrauen. Dabei kann man jeden Tag beobachten, wie sich talentlose Leute an alles heranwagen. Zu beobachten im Fernsehen, bei YouTube, in den sozialen Netzwerken, aber auch in der wirklichen Nachbarschaft. Und du versteckst dich mit deinen Fähigkeiten und Sonnenseiten? Das ist sehr schade.

"Se kann nicht aus ihrer Haut". Das besagt: sie traut sich nicht, anders zu sein, anders zu handeln. Festgelegt für immer.

Arbeitslos? Warum nicht auswandern? Einen Laden aufmachen. Eine Ausbildung anfangen. Nicht bedingungslos nach der Pfeife anderer tanzen.

Wenn du keinen Mut hast, kannst du sehr, sehr lange warten, dass andere ihr Verhalten ändern und dich mehr schätzen und dir ein tolles Leben servieren.

Nur, wenn du dich da wohlfühlst, wo du gerade bist, spricht auch nichts dagegen, alles so zu lassen. Nur: kein Jammern mehr!

Bist du offen und herzlich?

Offenheit und Herzlichkeit kostet dich nichts und trägt reichlich Früchte für dein Zusammenleben mit anderen. Muss ja aber nicht sein. Sieh in den Spiegel. Übe ein knurriges Gesicht. Macht es Spaß, andere abzubügeln, anzuquarken, auszuschimpfen, ihnen zeigen, dass du nichts mit ihnen zu tun haben willst? Wie doof du die Leute findest? Ja, vielleicht magst du es, wenn du „von den Menschen enttäuscht“ bist.

Es gibt nicht wenige, die finden es wichtig, auf „Regeln“ zu pochen. Wenn Kinder im Bus nicht vor Älteren aufstehen, kriegen sie eine Backpfeife. Wenn das Essen zu Hause nicht schmeckt … Richtig sexy solche Leute. Regeln sind wichtiger als Zuneigung.

Du lernst am besten, wenn du etwas probierst. Lächle mal Leute an, mit denen du nicht besonders gut klarkommst. Mache mal ein Kompliment, kann auch ruhig mal platt sein. Oder ein bisschen Small Talk. Gib mal einen Fehler zu! Fehler zugeben, das ist eine Wunderwaffe. Es gibt doch so viele Kleinigkeiten, die man zugeben kann. Man verliert dadurch keine Achtung, im Gegenteil, die Großzügigkeit kommt zurück!

Freue dich mal sichtbar mit jemandem. Lobe seine Wohnzimmereinrichtung und den gepflegten Garten. Ohne zu sagen, was „man“ anders machen sollte.

Umarmen soll man ja im Augenblick nicht (ein auf die Dauer unmenschliches Pandemie-Verbot). Aber man kann auch mit Blicken umarmen.

Natürlich sollst du dich nicht verbiegen. Es gibt immer mal jemanden, auf die oder den man nicht freudig reagieren möchte. Aber dann beschließe das ausdrücklich. Und frage dich noch mal, warum eigentlich.

Bist du gern mit dir allein?

Bevor dieses miese Virus kam, gab es Feiern. Jubiläen, runde Geburtstage, Hochzeiten – grüne, silberne, goldene. Da musst man hin. Ach ja, wir haben es ja gerade mit neuer Beschränkung hinter uns: Weihnachten. Verwandte von Nah und Fern.

Du hast dazu keine Lust? Du bist lieber allein, liest gern, guckst Fernsehen, machst Spaziergänge? Du liebst es, wenn du dich nicht unterhalten musst?

Prima, nimm dir die Freiheit, das ist in Ordnung. Wenn du eine Feier-Einladung (80 Leute) bekommst, sage ab. „Wir können uns gern mal unter vier Augen zum Frühstück treffen, aber von solchen Feiern halte ich nichts.“

Horche in dich hinein, welche Veranstaltung dir Freude macht. Und nur an der nimmst du teil. Das ist dein Recht!

Bist du gern mit vielen zusammen?

Es gibt Leute, die laufen zu großer Form auf, wenn sie in einer Gruppe sind. Da entfaltet sich Unterhaltung, Witz, überschäumendes Temperament. Allein zu Haus fällt alles in sich zusammen.

Bei manchen ist das so, für andere ist das unvorstellbar.

Wenn du so eine Seite hast, lebe sie aus und kultiviere sie. Nimm wahr, was bei Leuten ankommt und was weniger. Werde ein kleiner König von Mallorca, ärgere deine Mitmenschen nicht mit tumber Aufdringlichkeit. nichts ist schlimmer als witzige Leute, die nicht witzig sind. Oder Leute, die mit lauter Stimme herum protzen.

Um König von Mallorca zu werden, musst du die Reaktionen der Leute auf dich wahrnehmen und herausfinden, womit du bei andern ankommst. Dann kannst du richtig gut werden.

Hast du dich im Griff?

Du musst etwas beherrschen, was sonst mit dir durchgeht. Du hast diese Problem gelöst. Du lässt dich nicht mehr reizen und beherrschst deinen Jähzorn. Du betrinkst dich nicht mehr, wenn dir etwas Schmerzhaftes widerfahren ist. Du kannst deine Emotionen verbergen, auch wenn dich etwas getroffen hat. Es kann also eine Stärke sein, die du mit dem Satz „ich habe mich im Griff“ ausdrückst.

Es kann auch sein, dass du damit sagst, dass du Durststrecken durchhältst. Harte Zeiten mit viel Anstrengungen, um dann langfristig zum Erfolg zu kommen. Du brauchst keine ständigen Bestätigungen und Glücksgefühle, du hast Ausdauer und hältst durch. „Belohnungsaufschub“ nennt man das.

Sich im Griff haben kann aber auch bedeuten, dass du deinen Gefühlen und Empfindungssignalen nicht zuhörst und den Deckel drauf hältst. Du meinst, du musst dir etwas Unangemessenes gefallen lassen, etwa ein herablassendes, ungerechtes Verhalten deines Vorgesetzten. Für dich bedeutet es etwas, zu leiden und das Leiden zu ertragen.

Andere sehen das als ein maskenhaft-starres Auftreten. Er ist immer beherrscht, wo andere ausrasten würden.

Empfehlung: Wer sich ständig im Griff hat, könnte den Griff mal ein bisschen lockern. Wer sich nur von seinen Impulsen leiten und sich gehen lässt, könnte sich ein bisschen mehr kontrollieren.

Bist du kompetent?

Genauer müsste es heißen: Hältst du dich für kompetent? Gut ist eine realistische Selbsteinschätzung, eine gewisse Überschätzung der eigenen Fähigkeiten, des Wissens und Könnens kann ein Antrieb sein, mehr zu leisten und sich weiter zu entwickeln. Eine groteske Selbstüberschätzung ist dagegen nervig und macht den Menschen blind für Dinge, 

bei denen sie oder er noch heftig dazulernen müsste, oder wo es einfach nicht reicht. Welche Dinge kannst du gut, welche Bereiche sind entwicklungsfähig, von welchen Dingen solltest du lieber die Finger lassen?

Manchmal findet man es toll, sich auf einem Gebiet zu vervollkommnen oder einen bestimmten Beruf auszuüben, aber man ist objektiv gesehen gar nicht geeignet. Vorlieben, Interessen und Fähigkeiten gehen weit auseinander. Das macht dann die mittelmäßigen oder gescheiterten Handwerker, Künstler, Psychotherapeuten aus.

Insofern sind Menschen besser dran, die während einer Ausbildung, eines Studiums merken: ich kann das nicht gut, es macht mir keinen Spaß, und ich möchte damit nicht mein ganzes Leben verbringen. In den Biografien berühmter Leute hat es oft solche Weichenstellungen gegeben. Man hört oft davon: Banklehre aufgegeben oder zwar beendet aber nie verwendet,

und Maler oder Komponist geworden. Weniger hört man davon, dass manche dann doch lieber in die Verwaltung gegangen sind und das Malen oder Singen als Hobby betreiben.

Glücklicherweise leben wir in einer Zeit, in der man nicht mehr unbedingt sein ganzes Leben in einer Sparte bleibt. Sich Umentscheiden wird heute positiver gesehen und ist leichter als früher.

Übrigens hat man festgestellt: Menschen mit wenig Kompetenz neigen zur Überschätzung, Selbstzweifel findet man öfter bei kompetenten Menschen. Das macht das Zusammenleben mit Leuten, die gern lautstark Inkompetentes verbreiten, schwer.

Man stelle sich die Frage, wie man hinsichtlich seiner Fähigkeiten zu einer Einschätzung kommt. Welche Verhaltens-Beispiele gibt es dafür, dass du in einer Sache den Durchblick hast und etwas kannst? Woraus begründest du dein Urteil?

Genießt du dein Leben?

Für jeden kann Lebensgenuss etwas anderes bedeuten. Die eine möchte gern, dass immer etwas los, immer Abenteuer ist, andere sind zufrieden, wenn sie in Ruhe gelassen werden. Ja, es gibt Menschen, die fühlen sich in ihrem Alltag, ihrem Beruf wohl, und finden Urlaub ein Gräuel. So gibt es ausgesprochene Nutznießer der Pandemiebeschränkungen.

Dem steht der geselllschaftliche Zwang gegenüber, was man tun muss, glauben muss, wichtig finden muss, um ein angenehmes Leben zu führen.

Die einen wollen die Anerkennung von vielen und dann Zusammensein im großen Haufen, andere fühlen sich mit ihren Partner oder Freunden am wohlsten, in der „Vier-Augen-Situation“. Insofern gibt es keinen richtigen Weg zum Lebensgenus, jede und jeder muss herausfinden, welcher Lebensstil am meisten Glück bringt.

Die einen wollen unbedingt Kinder und finden ohne ihr Leben leer, den anderen sind Kinder ein Graus. Manchmal ändert sich das auch im Leben. Der Milliardär, der sein Vermögen verschenkt und Bettelmönch wird. Na, so extrem muss es nicht in jedem Fall sein.

Aber wir kommen zu einem wichtigen Punkt: dem Besitz und der damit verbundenen Gier. Immer mehr haben wollen, andere materiell und gesellschaftlich überholen wollen, und dabei noch „Geiz ist geil“ leben, das wird von vielen für erstrebenswert gehalten und führt dann in der Bilanz zu keinem guten Lebensgefühl.

Natürlich will niemand bettelarm sein, für wenig schuften und materielle Angst vor der Zukunft haben. Aber viele sind mit einem bescheidenen Leben in einer stabilen und vertrauten Umwelt zufrieden. Ziehst du in eine andere Stadt für ein bisschen beruflichen Aufstieg und lässt alle Kontakte hinter dir? Um nachher von der guten alten Zeit zu träumen?

Stürzt du dich in eine neue Partnerschaft, um der alten später nachzuweinen. Oder ist es genau andersherum: bist du unglücklich, weil du nicht weiterkommst, und deine Beziehung hohl und langweilig geworden sind?

Also: es ist gut, sich ab und zu zu fragen, ob die augenblickliche Lebenssituation noch genug Lebensgenuss abwirft.

Manchmal wird einem die Entscheidung auch abgekommen. Man wird arbeitslos, geht in Rente, die Kinder gehen aus dem Hause, der Partner verlässt einen oder stirbt. Eine Krankheit beginnt dich einzuschränken.

Lebensgenuss ist eben nichts Stabiles. Man muss auch nicht in jedem Augenblick toll glücklich sein. Kannst du es gut aushalten, mal ein Weile das Leben nicht so recht zu genießen?

Bist du verlässlich?

Bist du ein krisenfester Partner für deine Umgebung: Familie, Freunde, Geschäft? Oder bist du ein „Sonntags-Partner“, der sich zurückzieht, wenn es unbequem und schwierig wird?

Für Verlässlichkeit wird man nicht pausenlos gelobt. Deine Mitmenschen gewöhnen sich leicht daran, dass du lieferst. Sie sind mit eigenen Problemen beschäftigt, und da ist es wunderbar, wenn du Stabilität vermittelst. Du bist eine Lok, die, einmal eingestellt, fährt und fährt und fährt. Wie das Kamel, das Wüstenschiff, das die Sahara durchquert.

Verlässliche Menschen sind der Kitt in der menschlichen Gesellschaft. Leute, die mal Hü und Hott sagen, immer etwas anderes wollen, sprunghaft sind, die wirken vielleicht farbiger. Der Mensch, auf den Verlass ist, wird aber auf die Dauer mehr geschätzt und geliebt.

Ironischer Weise könnte man aber auch sagen, es gibt eine negative Verlässlichkeit, in dem Sinne, dass die Mitmenschen immer schon wissen, was kommt. Alle, die immer wieder rückfällig werden. Alle die, die ihre Mitmenschen immer wieder enttäuschen.

Da ist es schon toll, wenn man zu denen gehört, die wie ein Fels in der Brandung stehen und die Erwartung anderer klaglos erfüllen.

Und doch wieder Wasser in den Wein: verlässliche Menschen müssen manchmal aufpassen, dass sie sich nicht ausnutzen lassen. Also: auch verlässliche Menschen dürfen sich schon mal fragen: „Warum mache ich das eigentlich?“ wenn andere alles andere als pflichtbewusst und hilfreich und freundlich sind.

Bist du kreativ?

Das ist nicht die Frage nach der Kompetenz. Obwohl es natürlich toll ist, wenn Kompetenz und Kreativität zusammenspielen.

Kreativität ist Einfallsreichtum. Verspieltheit. Es geht nicht um die eine Lösung,sondern um verschiedene Lösungen. Kann man verschiedene Gedanken und Handlungen zulassen, ohne sie gleich zu bewerten?

Kreativität ist noch weniger eine singuläre Eigenschaften als Intelligenz. Man kann auf verschiedenen Gebieten kreativ sein: Sprache, Musik, Malen, Textil, Schnitzen, Schmuck fertigen … auch bei Psychologen spielt der Einfallsreichtum und die Vorstellungskraft als kreative Fähigkeiten eine Rolle.

Zur Kreativität gehört das Zurückhalten von schnellen Bewertungen. Wer zu schnell die eine tolle Lösung sucht, ist denjenigen unterlegen, die verschiedene Lösungen produzieren und erst dann sehen, welche Lösung am besten passt.

Also: statt Richtig-Falsch lieber a-b-c oder d.

Zur Kreativität gehört auch die Ambiguitätstoleranz, das heißt das Aushalten von Widersprüchlichem. Lösung a kann nicht auf Dauer richtig sein, wenn Lösung b richtig ist. Welche Lösung besser ist, stellt sich vielleicht erst nach einer Weile heraus. In der Wissenschaft nennt man das Hypothesenbildung.

Manche Menschen mit vielen Talenten haben häufig die Schwierigkeit,sich für eine Sache, zum Beispiel einen Beruf, zu entscheiden.

Kreativität hat auch mit Offenheit zu tun. Unkreative Menschen haben schnell festgelegte Meinungen und ändern die nicht 50 Jahre. Das Gegenteil von Kreativität ist so Verbohrtheit, Voreingenommenheit.

Im mitmenschlichen Umgang ist es eine Kunst, andere Personen nicht fest zu beurteilen, sondern auch mal zu gucken, ob man etwas übersehen hat. Das fällt Eltern oft schwer, sie haben ein Bild von ihren Kindern, und die können ihnen nie das Gegenteil beweisen. Einmal faul, immer faul. Einmal unzuverlässig, immer unzuverlässig. Kann einmal nicht mit Geld umgehen, kann nie mit Geld umgehen.

Ein Beispiel aus der Biologie: man hat immer geglaubt, Vögel seien Automaten, sie haben ja auch so ein viel kleineres Gehirn als Säugetiere. Wer das denkt, übersieht viel im Verhalten von Vögeln. Heute weiß man, dass unter anderen Rabenvögel und Möwen, auch Papageienvögel, Werkzeuge gebrauchen können, untereinander differenziert kommunizieren. Und anatomisch hat man herausgefunden, dass Vogelgehirne anders aufgebaut sind und auf viel weniger Platz sehr viele Nervenzellen besitzen.

Kann das so weiter gehen?

Das schließt gut an die Überlegungen zu Kreativität an. Ja, es kann so weitergehen. Aber es könnte auch ganz anders kommen in deinem Leben.  Alles ist im Fluss, was gestern für einen richtig war, kann heute nicht mehr so überzeugend richtig sein. Für eine bestimmte Zeit ist es passend, Zollbeamter zu sein, aber dann ist es besser, mit einer Weltformel zu glänzen (Einstein).

Selbst wenn man keine Entscheidung fällt, ändert sich ja dauernd etwas. Man bekommt Kinder, die werden erwachsen und gehen aus dem Haus. Man wird arbeitslos oder hat plötzlich die Chance zu einem tollen beruflichen Wechsel. Man sagt ja immer: sei zur rechten Zeit am rechten Ort und nutze deine Mglichkeiten. Wie Kanzler Kohl, als die Wiedervereinigung möglich wurde.

Es ist immer gut, das, wie es ist,  zu genießen, oder Kleinigkeiten zu verbessern oder auch die große Wendung zu machen.

Immer schön die Augen aufhalten!

Auch wenn man in einer stabilen Situation ist, sollte man sich immer bewusst bleiben, dass es im menschlichen Leben wenig verlässliche Stabilität gibt. Gerade dann ist es gut, andere Wege im Auge zu behalten, ohne gleich misstrauisch und ängstlich zu werden.

Beispiel: bisher ungepflegte Begabungen und Interessen ausbauen, offen sein für neue Kontakte.


© Dr. Uwe Wiest, Delmenhorst 2021

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